Häusliche Gewalt während der Schwangerschaft, Untersuchung auf einer Wöchnerinnenstation

Fragestellung: Psychische, körperliche und sexuelle Gewalt während der Schwangerschaft ist ein bisher kaum untersuchtes Thema in Deutschland. Ziele der Arbeit sind eine Schätzung der Prävalenz von Gewalt in der Schwangerschaft und die Aufdeckung von Zusammenhängen zwischen Gewalterfahrungen in der Schwangerschaft mit sozio-demographischen Faktoren. Methodik: In einer deutschen Universitätsklinik wurde von Oktober 2007 bis November 2008 ein vierseitiger Fragebogen an postpartale gut deutsch sprechende Patientinnen ab 18 Jahren persönlich ausgeteilt. Die Teilnahme an der Umfrage ist freiwillig und findet nur in Abwesenheit des Partners statt. Eine modifizierte Version des Abuse Assessment Screens wird zur Erfassung der Prävalenz von Gewalt in der Schwangerschaft genutzt. Ergebnisse: Es wurden 401 Fragebögen ausgefüllt, was einem Rücklauf von 73% entspricht. 2,2% der Frauen berichteten von körperlicher und 0,7% von sexueller Gewalt in der Schwangerschaft und 5,2% von schwerer psychischer Gewalt. Signifikante Unterschiede zwischen Frauen mit oder ohne Gewalterfahrungen in der Schwangerschaft bestehen bezüglich des Familienstandes, des Bildungsstandes und der Berufstätigkeit der Frau, des Bildungsstandes und der Berufstätigkeit des Partners, der Planung der Schwangerschaft und Nikotinabusus. 15% der Frauen berichteten körperliche oder sexuelle Gewalt vor der Schwangerschaft erlebt zu haben. Schlussfolgerung: Gewalt in der Schwangerschaft ist mit weitreichenden medizinischen und sozialen Folgen verbunden. Prävalenzraten für Deutschland sind bisher nicht bekannt. Diese Pilotstudie an einer Universitätsklinik in München zeigt die Prävalenz und Bedeutung von Gewalt in der Schwangerschaft in Deutschland.