Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P64
DOI: 10.1055/s-0029-1225138

IUFT (Intrauteriner Fruchttod) durch ein großes Chorangiom der Plazenta – ein Fallbericht

K Leeb 1, J Gärtner 1, W Pflanzl 2, J Keckstein 1
  • 1Abt. f. Gynäkologie und Geburtshilfe, LKH Villach
  • 2Institut für Pathologie, LKH Villach

Einleitung: Chorangiome (C) sind die häufigsten Tumore der Plazenta, die in 1% aller makroskopisch untersuchten Plazenten auftreten. Sonographisch werden sie bei 1:3500–1:9000 Schwangeren entdeckt. Während bei nicht-vaskularisierten C kaum Komplikationen auftreten, weisen vaskularisierte C ab einem Durchmesser von 4–5cm eine perinatale Mortalität von 35% auf. Fetale Komplikationen ergeben sich aus der Entstehung von arterio-venösen shunts innerhalb der Plazenta, fetaler Anämie mit hypoxämischer Endothelschädigung und Proteinverlust, intrauteriner Wachstumsretardierung (IUGR), generalisiertem Hydrops fetalis und fetaler Volumenüberlastung mit sekundärer Herzinsuffizienz bis hin zum IUFT. Zu mütterlichen Komplikationen zählen vorzeitige Plazentalösung, vorzeitiger Blasensprung, schwangerschaftsinduzierte Hypertonie und postpartale Blutung. Fallbericht: 33-jährige Armenierin, GV PII, stellte sich erstmals in der 21+3. SSW wegen eines unklaren Plazentatumors vor. Sonographisch zeigte sich eine vitale Einlingsgravidität, SGA (270g), unauffällige FW-Menge, Hinterwand-Plazenta mit einem inhomogenen, abgekapselten, vaskularisierten Tumor von 8,6cm x 7,4cm x 5,7cm, am ehesten einem C entsprechend. Die Verlaufskontrolle 3 Wochen später ergab eine Größenkonstanz des Plazentatumors, neu aufgetreten ein Oligohydramnion, Wachstumsstillstand, pathologische fetale Doppler sowie beginnende Verkrümmung der langen Röhrenknochen. Die Vorstellung in einem ÖGUM III-Zentrum in der 24+5. SSW bestätigte unsere Verdachtsdiagnose. Auf eine experimentelle Radiofrequenzablation wurde aufgrund der fortgeschrittenen fetalen Retardierung und der Größe des Tumors (6cm x 6cm x 10cm) verzichtet; ein Schwangerschaftsabbruch von der Patientin abgelehnt. In der 26. SSW entwickelte der Fet eine Kardiomegalie, in der 28+3. SSW kam es zum IUFT. Histologisch wurde ein hämorrhagisch-nekrotisches Chorangiom der Plazenta nachgewiesen. Schlussfolgerung: Im vorliegenden Fall wurde aufgrund der fortgeschrittenen fetalen Retardierung von einem aktiven Vorgehen Abstand genommen. Für die Verbesserung des fetalen Überlebens bei einem großen C werden engmaschige Ultraschallkontrollen empfohlen, um Frühzeichen fetaler kardialer Dekompensation zu erkennen und die Schwangerschaft per sectionem zu beenden. Therapieoptionen wie die Radiofrequenzablation bleiben experimentell.