Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P53
DOI: 10.1055/s-0029-1225127

Präpartale Uterusruptur im Z.n. intramuraler Extrauteringravidität – ein Fallbericht

K Kayser 1, M Kuryllo 1, E Mangel 2, L Kellner 3, C Anthuber 1
  • 1Frauenklinik im Klinikum Starnberg
  • 2Radiologie Starnberger See im Klinikum Starnberg
  • 3Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im Klinikum Starnberg

Fragestellung: Wir berichten über eine 36-jährige Patientin, 3G/1P (Z.n. 1x Spontangeburt 8/01 und laparoskopischer Keilresektion der Uteruswand bei intramuraler EUG rechts 1/08), die sich in der 29+3 SSW mit kolikartigen, diffusen, abdominalen Schmerzen notfallmäßig vorstellte. Deswegen war sie bereits 2 Wochen zuvor in einer anderen Klinik stationär, dort auch RDS-Prophylaxe. Unter Analgetika wurde die kreislaufstabile Patientin nahezu beschwerdefrei, keine Wehen, kein Fieber, CTG o.p.B. Eine Appendizitis wurde durch ein chirurgisches Konsil ausgeschlossen. Die EUG-Vorgeschichte wurde uns von der Patientin in der Akutsituation nicht mitgeteilt. Ergebnisse: Sonografie: zeitgerecht entwickelter Fetus, Doppler-Indices o.p.B., HW-Plazenta, FW-Menge unauffällig, im Abdomen reichlich freie Flüssigkeit. Labor: CRP 1,36mg/dl (leicht erhöht), sonst o.p.B. MRT Abdomen (Erstbeurteilung): dilatiertes, kontrastmittelgefülltes „Gefäß“ im linken Unterbauch bei V.a. Torsion oder Adhäsionsstrang, reichlich „Aszites“. Es wurde die Indikation zur diagnostischen Laparoskopie gestellt, die reichlich Blutkoagel im Abdomen und eine 3–4cm große Vorwölbung im rechten Fundusbereich zeigte, aus der sich auf geringen Druck frisches Blut entleerte, durch Koagulation nicht zu stillen. In Kenntnis des intraoperativen Situs wurden die MRT-Bilder durch die Radiologie im Haus neu bewertet und zusätzlich eine Ausdünnung der Uteruswand im Fundusbereich rechts mit V.a. Uterusruptur und Einstülpen eines Plazentateils diagnostiziert. Daher Entscheidung zur sofortigen Sectio, da eine fetale Blutung nicht auszuschließen war. Das Kind kam überraschend deprimiert zur Welt. Nach Entwicklung der Plazenta war ein ca. 3×4cm großer Defekt am Fundusbereich rechts zu sehen, der durch eine 2-schichtige Naht geschlossen wurde. Kindliche Daten: APGAR 1/2/2, pH 7,14, BE -6,7, 1140g, Hb 17,7g/dl. Die Beatmung des Neugeborenen war trotz abgeschlossener RDS-Prophylaxe zunächst außerordentlich erschwert. Nach erfolgreicher Stabilisierung Verlegung auf die NIPS, von wo es zwei Monate später in gesundem Zustand entlassen werden konnte. Schlussfolgerung: Offensichtlich war die Naht der Uteruswand im Rahmen der EUG-Op 1/08 für die kurz danach eingetretene intrauterine Schwangerschaft insuffizient. Bei unklarem Schmerzbild ist eine diagnostische Laparoskopie auch in einer fortgeschrittenen Schwangerschaft hilfreich, noch mehr hingegen eine detaillierte Anamnese. Letzteres wäre sicher für die Erstbeurteilung der MRT sehr hilfreich gewesen. Unklar bleibt die Ursache für die deutliche Depression des Neugeborenen in den ersten Lebensminuten und die außerordentlich schwere Beatmung trotz abgeschlossener Lungenreife.