Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P52
DOI: 10.1055/s-0029-1225126

Lebendgeburt bei fetaler Trisomie 21 nach frustranem Einleitungsversuch

R Kästner 1, I Alba-Alejandre 1, C Jenderek 1, M Müller 1, B Schiessl 1, F Kainer 1
  • 1Frauenklinik – Campus Innenstadt, LMU, München, München

Fallbericht: 39-jährige I-Gravida aus Syrien, islamischen Glaubens. Mit 20+4 SSW endgültige PD-Diagnose: Freie Trisomie 21. Sonographisch lediglich Brachycephalie, bis auf Va. kleinen VSD und sonstige Sonoanatomie unauffällig. Durch sprachliche und kulturelle Hürden erschwerte Kommunikation, schließlich Indikation zum SS-Abbruch nach §218a (2) mit 21+3 SSW. Beginn Geburtseinleitung mit multiplen Prostaglandingaben lokal und systemisch. Nach erfolgloser Einleitung über 6 Tage erklärt die Pat. nun ihr Kind austragen zu wollen, Allah wolle nicht, dass Ihr Kind stürbe. Psychisch und somatisch unauffälliger weiterer SS-Verlauf, prim. Sectio bei V.a. Missverhältnis am ET +3. Unproblematische Anpassung des Kindes, Mutter stillt und versorgt den Kleinen fürsorglich. Diskussion und Schlussfolgerung: Eltern die ein Kind mit Trisomie 21 erwarten, sehen sich häufiger überfordert und außerstande ihr Kind auszutragen. Verständigungsprobleme behindern eine optimale Eruierung der biographischen Belastungen und Ressourcen. Schicksalshafte Ereignisse, die eine unvorhersehbare Änderung der elterlichen Haltung bewirken, erfordern in seltenen Fällen eine außergewöhnliche Flexibilität der Behandler. Erstaunlich- und erfreulicherweise zeigten sich keine nachteiligen Auswirkungen der massiven Prostaglandinexposition.