Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P51
DOI: 10.1055/s-0029-1225125

HIV- positive Frauen können auch in Deutschland vaginal gebären – Erfahrungen mit 50 vaginal intendierten Geburten an der UFK München und der Charité Berlin in den Jahren 2001 bis 2008

R Kästner 1, A Gingelmaier 1, M Sovric 1, F Kainer 1, M Müller 1, K von Weizsäcker 2
  • 1Frauenklinik – Campus Innenstadt, LMU, München, München
  • 2Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Campus Virchow-Klinikum, Berlin

Einleitung: In den letzten Jahren erhielten nahezu alle HIV-positiven Gebärenden in Deutschland leitlinienkonform eine Sectio zur Tansmission der vertikalen Transmission. 2 Kliniken in Deutschland haben nunmehr ihr Konzept 1. dem internationalen Vorgehen 2. den Bedürfnissen der Schwangeren und 3. neueren Daten angepasst und ermöglichen bei Vorliegen günstiger Voraussetzungen (Einnahme einer HAART, VL unter der Nachweisgrenze) den HIV-positiven Schwangeren eine normale Geburt. Ergebnisse:

Wir berichten über 50 geplante vag. Geburten, 42 davon endeten auch vaginal, 3 mal davon per Vakuum. Herkunftsland, Parität, CDC-Stadien werden dargestellt, 47 von 50 nahmen eine HAART ein, 38% bereits vor Eintritt der Schwangerschaft. Zur Geburt hatten 70% keine nachweisbare Viruslast, insgesamt 94% eine Viruslast <500 copies/ml. In seltenen Fällen kam es zur vaginalen Geburt, weil eine Sectio verweigert wurde oder bei 12h zurückliegendem Blasensprung kein Benefit mehr davon zu erwarten war. Keines der Kinder ist HIV-infiziert. Diskussion und Schlussfolgerung: Eine 100% Kaiserschnittrate in einigen deutschen Zentren auch noch nach dem Jahre 2008 erschiene angesichts der internationalen Leitlinien und der nunmehr auch guten Erfahrungen in 2 großen deutschen Kliniken unzeitgemäß und ließe auf eine Direktive, nicht den Bedürfnissen der betreuten Frauen entsprechenden Beratung schließen. Eine sorgfältige Aufklärung muss selbstverständlich durchgeführt werden, die Nachteile einer Schnittentbindung können in vielen Fällen vermieden werden. Warszawski et al. French Perin. Cohort AIDS 2008