Abstract: Eine Deflexionshaltung des fetalen Kopfes in utero kann unerkannt zu schwerwiegenden
Komplikationen führen. In der Vergangenheit wurde über schwere Schäden der Wirbelsäule
bei Spontangeburt eines Kindes mit Deflexion des Kopfes berichtet. Durch Ultraschalluntersuchungen
werden heutzutage Deflexionshaltungen meistens pränatal diagnostiziert und frühzeitig
erkannt. Im Folgenden wird über sechs Patientinnen mit fetaler Deflexionshaltung berichtet,
die zwischen Juli 2005 und Januar 2009 in unserer Klinik betreut wurden. Die Deflexionshaltungen
wurden erstmals zwischen der 33+3 SSW und 40+6 SSW (Mittelwert: 35+5 SSW) per Ultraschall
diagnostiziert. Vier Feten befanden sich in Beckenendlage, einer in Schräglage und
ein Fet in Schädellage. Bei fünf der Patientinnen fiel ein SGA bzw. eine IUGR des
Feten auf. Ein Polyhydramnion wurde bei zwei, ein Oligohydramnion bei einer Patientin
gesehen. Bei einer Patientin zeigte sich ein Uterus bicornis. Ein Fet in fixierter
BEL wies eine dreifache Nabelschnurumschlingung um den Hals auf. Durch Amniozentese
wurde bei einem weiteren Feten ein Down-Syndrom diagnostiziert, die Patientin entschied
sich für die Fortführung der Schwangerschaft.
Die Indikation zur primären Sectio wurde in allen Fällen frühzeitig aufgrund der fixierten
Deflexionshaltung gestellt. Die Sectio wurde zwischen der 35+0 SSW und der 40+6 SSW
(Mittelwert: 37+1 SSW) durchgeführt. Die Entwicklung des Kindes konnte bei allen sechs
Patientinnen unter Berücksichtigung der Deflexionshaltung problemlos durchgeführt
werden. Die Neugeborenen wogen zwischen 2050g und 3340g (1.–28. Perzentile). Der Kopfumfang
betrug zwischen 31cm und 36cm. Alle Kinder wurden aufgrund des Geburtsgewichtes oder
aufgrund respiratorischer Anpassungsstörungen zunächst auf der Kinderintensivstation
betreut. Postpartal fiel bei zwei Neugeborenen ein Opisthotonus mit weiterer extremer
Extension des Kopfes und bei einem der beiden Neugeborenen zusätzlich extrapyramidale
Bewegungsstörungen auf. Die Symptome besserten sich im weiteren Verlauf. Ein weiteres
Kind zeigte durch die intrauterine Zwangshaltung eine Hyperlordose, die sich durch
krankengymnastische Behandlung besserte. Prä- oder intrapartale Schäden an der kindlichen
Wirbelsäule konnten ausgeschlossen werden. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung der
Deflexionshaltung kann mit der Sectio caesarea der passende Entbindungsmodus gewählt
werden und eine Traumatisierung der kindlichen Wirbelsäule vermieden werden.