Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P46
DOI: 10.1055/s-0029-1225120

Fallbericht von sechs Patientinnen mit pränatal diagnostizierter fetaler Deflexionshaltung – Pränataler Verlauf, Geburtsmodus und Outcome

C Jenderek 1, B Schiessl 1, R Kästner 1, S Hiedl 1, F Kainer 1
  • 1Perinatalzentrum – Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München, München

Abstract: Eine Deflexionshaltung des fetalen Kopfes in utero kann unerkannt zu schwerwiegenden Komplikationen führen. In der Vergangenheit wurde über schwere Schäden der Wirbelsäule bei Spontangeburt eines Kindes mit Deflexion des Kopfes berichtet. Durch Ultraschalluntersuchungen werden heutzutage Deflexionshaltungen meistens pränatal diagnostiziert und frühzeitig erkannt. Im Folgenden wird über sechs Patientinnen mit fetaler Deflexionshaltung berichtet, die zwischen Juli 2005 und Januar 2009 in unserer Klinik betreut wurden. Die Deflexionshaltungen wurden erstmals zwischen der 33+3 SSW und 40+6 SSW (Mittelwert: 35+5 SSW) per Ultraschall diagnostiziert. Vier Feten befanden sich in Beckenendlage, einer in Schräglage und ein Fet in Schädellage. Bei fünf der Patientinnen fiel ein SGA bzw. eine IUGR des Feten auf. Ein Polyhydramnion wurde bei zwei, ein Oligohydramnion bei einer Patientin gesehen. Bei einer Patientin zeigte sich ein Uterus bicornis. Ein Fet in fixierter BEL wies eine dreifache Nabelschnurumschlingung um den Hals auf. Durch Amniozentese wurde bei einem weiteren Feten ein Down-Syndrom diagnostiziert, die Patientin entschied sich für die Fortführung der Schwangerschaft.

Die Indikation zur primären Sectio wurde in allen Fällen frühzeitig aufgrund der fixierten Deflexionshaltung gestellt. Die Sectio wurde zwischen der 35+0 SSW und der 40+6 SSW (Mittelwert: 37+1 SSW) durchgeführt. Die Entwicklung des Kindes konnte bei allen sechs Patientinnen unter Berücksichtigung der Deflexionshaltung problemlos durchgeführt werden. Die Neugeborenen wogen zwischen 2050g und 3340g (1.–28. Perzentile). Der Kopfumfang betrug zwischen 31cm und 36cm. Alle Kinder wurden aufgrund des Geburtsgewichtes oder aufgrund respiratorischer Anpassungsstörungen zunächst auf der Kinderintensivstation betreut. Postpartal fiel bei zwei Neugeborenen ein Opisthotonus mit weiterer extremer Extension des Kopfes und bei einem der beiden Neugeborenen zusätzlich extrapyramidale Bewegungsstörungen auf. Die Symptome besserten sich im weiteren Verlauf. Ein weiteres Kind zeigte durch die intrauterine Zwangshaltung eine Hyperlordose, die sich durch krankengymnastische Behandlung besserte. Prä- oder intrapartale Schäden an der kindlichen Wirbelsäule konnten ausgeschlossen werden. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung der Deflexionshaltung kann mit der Sectio caesarea der passende Entbindungsmodus gewählt werden und eine Traumatisierung der kindlichen Wirbelsäule vermieden werden.