Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P34
DOI: 10.1055/s-0029-1225108

Intranasales Oxytocin bei IUI hat keinen Effekt auf die Schwangerschafsrate

R Ochsenkühn 1, R Pavlik 1, S Hecht 1, R Bauer 1, V von Schönfeldt 1, CJ Thaler 1
  • 1Hormon- und Kinderwunschzentrum, Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der LMU, München – Grosshadern, München.

Fragestellung: Maßnahmen, die zur Verbesserung der Schwangerschaftsraten nach intrauteriner Insemination (IUI) führen, sind Gegenstand der Forschung. Die Applikation von Oxytocin beeinflusst die uterine Peristaltik und ermöglicht einen schnellen und gerichteten Spermientransport zur Seite des präovulatorischen Follikels. Die natürliche Oxytocin-Ausschüttung beim Geschlechtsverkehr wurde nachgewiesen. Im Tierversuch verbesserte die Gabe von Oxytocin die Fertilität. Wir führten daher die, unseres Wissens, erste randomisierte, kontrollierte, Doppelblind-Studie bei infertilen Patientinnen durch, die im Rahmen einer IUI Oxytocin versus Plazebo erhielten. Methodik: 86 Patientinnen mit primärer oder sekundärer Infertilität wurden in 132 homologen IUI-Zyklen behandelt. In 25% lag eine idiopathische Fertilität, in 17% ein Syndrom der polycystischen Ovarien (PCOS) und in 58% eine männliche Subfertilität vor. Inseminiert wurden jeweils mindestens eine Million progressiv motile Spermien in natürlichen (25%) oder recFSH- niedrigstimulierten (75%) Zyklen nach Ovulationsauslösung mit 5000 I.U. hCG. Den Patientinnen wurde unmittelbar nach Abschluss der IUI ein Nasenspray appliziert, das entweder 8 I.U. Oxytocin oder Plazebo enthielt. Nach 10 Minuten wurden mögliche Nebenwirkungen auf einem skalierten Patienten-Fragebogen erfasst. Primärer Endpunkt der Studie war der sonographische Nachweis einer Chorionhöhle 21–23 Tage nach der IUI bei positivem hCG-Test. Ein Votum der universitären Ethikkommission und die schriftliche Zustimmung der Studienteilnehmerinnen lagen vor.

Ergebnisse: In 132 IUI-Zyklen entstanden 18 Schwangerschaften (Rate: 13,6%). Es traten keine ernsthaften Nebenwirkungen nach Oxytocingabe auf. Geringe Nebenwirkungen, wie Reizung der Nasenschleimheit oder Unterbauchschmerzen, waren schwach ausgeprägt und traten in der Verum- und Plazebogruppe mit gleicher Häufigkeit auf. Die Schwangerschaftsrate pro IUI-Zyklus in der Plazebo-Gruppe war 14,9% und in der Oxytocin-Gruppe 12,3%. Der Unterschied ist statistisch nicht signifikant. Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse zeigen, dass im Rahmen einer IUI intranasal appliziertes Oxytocin (8 I.U.) keinen Effekt auf die Schwangerschaftsraten in Paaren mit idiopathischer Infertilität, PCOS oder männlicher Infertilität hat. Nicht auszuschließen sind abweichende Ergebnisse mit unterschiedlichen Oxytocin-Dosierungsschemata und/oder Populationen von infertilen Patientinnen und deren Partnern. Es besteht weiterer Forschungsbedarf.