Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P28
DOI: 10.1055/s-0029-1225102

Unterschiedliche Verteilung von Follikeln in ovariellen Transplantaten an verschiedenen Transplantationsorten im Menschen

R Dittrich 1, A Mueller 1, I Hoffmann 1, P Oppelt 1, M Beckmann 1
  • 1Frauenklinik, Universitäts-Klinikum Erlangen, Erlangen

Fragestellung: Die Transplantation von kryokonserviertem Ovarialgewebe stellt eine Möglichkeit dar, jungen Krebspatientinnen nach Beendigung der zytotoxischen Krebsbehandlung den Kinderwunsch zu erfüllen. Weltweit sind bereits 6 Kinder nach Kryokonservierung und Retransplantation von Ovarialgewebe zur Welt gekommen. Trotzdem gibt es noch etliche Fragen, wie die Erfolgsquoten gesteigert werden können. Bis jetzt ist es so, dass sich das transplantierte Gewebe nach Transplantation regelrecht entwickelt, der Pool an Primordialfollikel, der gewissermaßen die ovarielle Reserve darstellt, jedoch schnell, innerhalb weniger Monate, aufgebraucht wird. Eine wichtige Rolle spielt hierbei der Ort der Transplantation. Eine spätere Schwangerschaft kann durch eine orthotope oder heterotope Retransplantation des aufgetauten Gewebes erreicht werden. Die Fragestellung bei dieser Untersuchung war, ob es Unterschiede in der Entwicklungsfähigkeit von ovariellen Transplantaten gibt, wenn diese an unterschiedlichen Stellen in der Nähe des Ovars transplantiert werden. Methodik: Ovarialgewebe wurde unter Verwendung eines langsamen Einfrierverfahrens mit einer Kühlrate von 0,3°C/min kryokonserviert und in flüssigem Stickstoff gelagert. Die Transplantion von Ovarialgewebe erfolgte zum Zwecke der Fertilitätsrekonstruktion an 2 verschiedenen Stellen im Bachraum der Patientin. Die erste Stelle war zwischen Tube und rechtem Ovar, die zweite Stelle in der Beckenwand. Nach 11 Monaten wurden beide Transplantate entnommen und histologisch untersucht.

Ergebnisse: An der Stelle der Transplantation in die Beckenwand konnten histologisch nach 11 Monaten keine Follikel mehr gefunden werden, während an der anderen Transplantationsstelle zwischen Tube und Ovar sowohl Primordialfollikel als auch antrale Follikel präsent waren. In den Monaten zuvor konnten ultrasonographisch nur Follikel in der Beckenwand nachgewiesen werden. Schlussfolgerung: Es scheint zu sein, dass die beiden Transplantationsstellen sich gegenseitig beeinflusst haben. Während des Follikelwachstums in der Beckenwand war kein Follikelwachstum an der anderen Transplantationsstelle zu erkennen. Erst als die Follikelogenese in der Beckenwand zum Erliegen kam, begann das Gewebe zwischen Tube und Ovar mit der Reifung. Welche Faktoren für dieses Phänomen verantwortlich sind ist unbekannt.