Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P22
DOI: 10.1055/s-0029-1225097

Cytomegalievirusinfektion in der Schwangerschaft bei einer immunsupprimierten Patientin – Ein Fallbeispiel

L Hertlein 1, M Delius 1, H Budiman 1, C Deppe 1, K Friese 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe – Großhadern

Fragestellung: Das Cytomegalievirus (CMV) ist ein weit verbreitetes Virus mit sehr unterschiedlich ausgeprägter klinischer Manifestation. Während der Schwangerschaft kann es zu einer Primärinfektion oder einer Reaktivierung einer bereits früher stattgefundenen CMV-Infektion kommen. Dies kann bei dem Kind zu einer schweren kongenitalen CMV-Infektion mit einer Letalität von 10–30% führen. Bei den Müttern selber verläuft die CMV-Infektion meist symptomlos oder geht mit grippeähnlichen Symptomen einher. Bei Immunsupprimierten jedoch besteht ein hohes Risiko für die Entwicklung einer fulminanten CMV-Infektion, die mit lebensbedrohlichen Symptomen einhergehen kann. Methodik:

Eine 24-jährige II. Gravida I. Para stellte sich in der 30+3 SSW mit dem Verdacht auf einen Infekt der oberen Atemwege vor. Aufgrund einer ausgeprägten Colitis ulcerosa nahm die Patientin seit 2 Jahren Azathioprin ein. In der 30+4 SSW wurde aufgrund eines pathologischen CTGs einen Tag nach stationärer Aufnahme eine Sectio caesaria durchgeführt. Intraoperativ fand sich keine Ursache für die CTG-Pathologie und das Kind adaptierte sich unter pharyngealer Beatmung gut. Postpartal verschlechterte sich der Allgemeinzustand der Patientin, sie entwickelte Fieber und hatte zunehmend Dyspnoe. Im weiteren Verlauf wurde eine schwere Cytomegalievirusinfektion mit Lungen- und Leberbefall diagnostiziert. Eine antivirale Therapie mit Foscarnet wurde begonnen. Am 6. postpartalen Tag musste die Patientin bei zunehmender respiratorischer Insuffizienz bei fulminanter CMV-Pneumonie intubiert werden. Nach weiteren 9 Tagen verschlimmerte sich die respiratorische Situation der Patientin so weit, dass eine ECMO (extracorporeal membrane oxygenation) Therapie begonnen werden musste und die Patientin für eine Lungentransplantation gelistet wurde. 6 Wochen postpartal verstarb die Patientin an einer diffusen, nicht beherrschbaren thorakalen Blutung. Das Kind entwickelte 4 Wochen postnatal eine CMV-Chorioretinitis, die jedoch unter Ganciclovirtherapie rückläufig war. Ein Anhalt für eine zerebrale CMV-Infektion sowie weitere Manifestationen zeigten sich nicht. Ergebnisse: Die Kombination einer immunsuppressiven Therapie mit Azathioprin sowie der physiologische immunschwächende Einfluss der Schwangerschaft führte in diesem Fall zu einer fulminanten CMV-Infektion.

Schlussfolgerung: Die Einnahme von Immunsuppressiva in der Schwangerschaft sollte äußerst kritisch bewertet werden. Bei entsprechender Risikokonstellation sollte die Diagnostik einer möglichen CMV-Infektion sowie eine entsprechende Therapie frühzeitig durchgeführt werden.