Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P21
DOI: 10.1055/s-0029-1225096

Trends der Inzidenz der maternalen Syphillis-Infektion in einem Schwangeren-Kollektiv zwischen 2001 und 2007

H Herold 1, F Kainer 1, I Mylonas 1, K Friese 1
  • 1Perinatalzentrum Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität Muenchen

Fragestellung: Nach Einführung der Meldepflicht für Syphilis in der BRD im Jahre 2001 gab es zunächst im Gesamtkollektiv aller Getesteten einen Anstieg der Inzidenz auf Werte von ca 3000–3500 pro anno. In unserem Kollektiv schwangerer Frauen der Universitätsfrauenklink München sollte die Inzidenz im Zeitraum zwischen 2001 und 2007 untersucht und erklärt werden. Methodik: Insgesamt wurden 12,609 Testungen auf Treponema pallidum bei Patientinnen, welche an der Klinik und Poliklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe – Klinikum Innenstadt der Ludwig-Maximilians-Universität München zwischen den Jahren 2001 bis 2007 entbunden wurden, durchgeführt. Ergebnisse: Im Gesamtkollektiv aller getesteten Schwangeren fand sich im Zeitraum zwischen 2001 (Einführung der Meldepflicht) und 2007 ein signifikanter Rückgang an Frauen mit unbekanntem Lues-Status von initial 12,1% im Jahre 2001 auf 2,1% im Jahre 2007. Der Anteil an lediglich als „durchgeführt“ dokumentierter Lues-Tests mache bei weitem den größten Anteil aller Getesteten aus. Der Anteil hier steigerte sich ebenfalls signifikant von 73,9% im Jahr 2001 auf 94,9% im Jahr 2007. Der Anteil an negativ getesteten Entbundenen sank von 13,7% im Jahr 2001 auf 2,9% im Jahr 2007. Der Anteil an positiven Syphilis-Serologien am Gesamtanteil aller getesteten Schwangeren war im dokumentierten Zeitraum konstant zwischen 0,3% und 0,1%. Schlussfolgerung: Zuverlässige epidemiologische Daten für Deutschland sind nicht vorhanden. Es ist von einer steigenden Inzidenz einer Syphiliserkrankung auszugehen. Nach Robert Koch Institut hat nach einer Zunahme in den Jahren 2001 bis 2004 nun eine Stabilisierung stattgefunden bei ca. 3500 Fällen per anno. Die niedrige Inzidenz in unserem Großstadt-Kollektiv schwangerer Frauen paßt durchaus in dieses Bild. Die Tatsache, dass bei insgesamt gestiegener Testzahl zwischen 2001 und 2007 auf zuletzt n=1972 per anno die Inzidenz gesunken ist, lässt vermuten, dass die Dunkelziffer auch um einiges höher liegen könnte, bzw. dass der Großteil der Zunahme zurückzuführen ist auf ein Risikokollektiv homosexueller Männer sowie anderer, lokal begrenzter heterosexueller Risikokollektive.