Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P18
DOI: 10.1055/s-0029-1225093

Die Entwicklung des fetalen menschlichen Innenohrs in der MRT

N Hachemian 1, P Brugger 1, M Weber 1, G Kasprian 1, D Bettelheim 1, D Prayer 1
  • 1Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Abteilung Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin, Wien

Fragestellung: Bereits in der 4. Entwicklungswoche stülpt sich die ektodermale Ohrplakode zum Ohrbläschen ein und bringt das Innenohr hervor. Das Mittelohr entsteht aus der 1. Schlundtasche. Die Gehörknöchelchen leiten sich vom 1. und 2. Schlundbogen ab. Der äußere Gehörgang entsteht aus der 1. Schlundfurche. Die Ohrmuschel geht aus 6 Aurikulahöckern hervor, die die erste Schlundfurche umgeben. Etwa 50% aller Fehlbildungen im HNO-Bereich betreffen das Ohr. Mittels fetalem in vivo MR haben wir versucht, die menschliche Innohrentwicklung dreidimensional zu erfassen, um Ohrfehlbildungen rechtzeitig zu erkennen und gegebenenfalls auch zu therapieren. Methodik: In einer retrospektiven Untersuchung wurden 208 anatomisch unauffällige Feten aus Einlingsschwangerschaften in nicht sediertem Zustand mittels in vivo MR vermessen. Dabei konnten wir anhand von 2–4mm dicken T2-gewichteten koronaren Schnitten durch das fetale Schläfenbein die Ohrmuschellänge (LA), den größten Durchmesser der Cochlea (WDC), den größten Durchmesser des Bogengangapparates (WDSCD) sowie den breitesten Bogengangsdurchmesser (LWSD) vermessen. Wir unterteilten die Feten entsprechend ihrer Gestationswoche in 5 Gruppen. Gruppe A (n=13) beinhaltete Feten der 16. bis 20 SSW, Gruppe B (n=81) jene der 21. bis 25. SSW, Gruppe C (n=61) jene der 26. bis 30. SSW, Gruppe D (n=43) die der 31. bis 35. SSW und Gruppe E (n=10) jene ab der 36. SSW bis zur Geburt. Ergebnisse: Die mittlere Ohrmuschellänge zeigte signifikante Unterschiede zwischen Gruppe A (11,3mm) und C (17,3mm), zwischen A und D (19,1mm), A und E (22,5mm), B (14,9mm) und E (22,5). Der mittlere WDC (A 4,8mm, B 4,8mm, C 5,1mm, D 5,1mm und E 4,9mm) brachte ebenfalls keine signifikanten Unterschiede hervor. Der WDSCD verhielt sich jedoch zwischen Gruppe A (10,8mm) und C (13,6mm), A und D (14,9mm) sowie zwischen A und E (15,9mm) signifikant unterschiedlich. Darüber hinaus ergab der Vergleich zwischen Gruppe B (12,2mm) und D (14,9mm), B und E (15,9mm) und zwischen C (13,6mm) und E (15,9mm) signifikante Unterschiede. Der LWSD – Vergleich zeigte keine Signifikanz im post-hoc-test von Hochberg zwischen Gruppe A (2,4mm), B (2,7mm), C (3,1mm), D (3,6mm) und E (3,1mm). Schlussfolgerung: Die vermessenen Normwerte für die dreidimensionale Darstellung der menschlichen Innenohrentwicklung könnten in der Erfassung fetaler Ohrfehlbildungen hilfreich sein. Nichtsdestoweniger sind größere Fallzahlen nötig, um Perzentilen zu definieren.