Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P16
DOI: 10.1055/s-0029-1225091

Erfolgreicher Schwangerschaftsausgang bei torquierter Retroversio Uteri fixata

E Grubinger 1, A Ramoni 1, C Brezinka 1, T Trieb 2, C Deetjen 3, C Marth 1
  • 1Department für Frauenheilkunde, Medizinische Universitäts Innsbruck
  • 2Universitätsklinik für Radiodiagnostik, Medizinische Universität Innsbruck
  • 3Gynäkologie und Geburthilfe, A.ö. Bezirkskrankenhaus St. Johann i. Tirol

Fragestellung: 15% der Frauen haben zu Beginn der Schwangerschaft einen retroflektierten Uterus. Dieser richtet sich bis zur 15 SSW meist problemlos auf. Die in älteren Lehrbüchern (Bumm, Zweifel) über viele Seiten beschriebene fixierte Retroflexion des Uterus (auch: Uterus incarceratus) ist heute zu einer Rarität geworden. Methodik: Es wird der Schwangerschaftsverlauf einer 33-jährigen Erstgravida mit einer fixierten Retroflexion des Uterus dargestellt. In der 27. SSW einer bis dahin unauffälligen und regelmässig kontrollierten Schwangerschaft bemerkte die sportliche Patientin zunehmend stärker werdende Rückenschmerzen. Die Biometrie war unauffällig, der Ultraschallbefund schien eine Plazenta praevia zu zeigen, allerdings war weder sonografisch noch im Tastbefund eine Zervix darstellbar. Man entschloss sich zu einer Kernspintomografie (MRI), die das Bild einer Retroversio Uteri fixata zeigte. Die vermutete Plazenta praevia wurde nun als Fundusplazenta gedeutet, wobei der Fundus uteri im kleinen Becken festgeklemmt war. Die Zervix war oberhalb der Symphyse zu sehen. Die Patientin wurde stationär aufgenommen, die Lungenreife wurde induziert. In liegender Position war sie weitgehend beschwerdefrei, die Blasenfunktion war problemlos. Ergebnisse: Es gelang die Schwangerschaft bis zur 33. SSW fortzusetzen, dann wurde eine geplante Sectio caesarea gemacht. Es zeigte sich, dass der Uterus nicht nur retrovertiert war, sondern auch zu 90° torquiert: es handeltes sich um einen Uterus bicornis, wobei der Kopf des Kindes im rechten Horn lag, die Beine – eigentlich als Querlage – im linken Horn. Die Uterotomie erfolgte damit in dem Bereich, der sich dann als linke Seitenwand herausstellte. Das Mädchen wog 1620g, und hatte einen NapH von 7,29 sowie einen APGAR von 8/9/9. Schlussfolgerung: Von Versuchen, den Uterus bei bestehender Schwangerschaft aufzurichten, wurde aus Sicherheitserwägungen abgesehen. Wird eine Retroversio Uteri fixata nicht pränatal erkannt, so besteht die Gefahr, dass bei einer Sectio die meist weit nach oben gezogene mütterliche Blase durchtrennt wird. Durch den Sonderfall der 90° Torsion bestand diese Problematik in unserem Fall nicht. Es empfielt sich, wenn einmal ein Verdacht auf eine Retroversio Uteri fixata besteht, großzügig die MRI Bildgebung in Anspruch zu nehmen.