Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P13
DOI: 10.1055/s-0029-1225088

Schwangerschaften HIV-infizierter Frauen 2004–2008

A Gingelmaier 1, R Kästner 1, M Sovric 1, C Feiterna-Sperling 3, G Notheis 4, K Friese 1, K Weizsäcker 2
  • 1Frauenklinik – Campus Innenstadt, Ludwig-Maximilians-Universität, München
  • 2Klinik für Geburtsmedizin, Charité – Campus Virchow-Klinikum, Berlin
  • 3Klinik für pädiatrische Pneumologie und Immunologie, Charité – Campus Virchow-Klinikum, Berlin
  • 4Dr. v. Haunersche Kinderklinik, Immundefektambulanz, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Fragestellung: Welches Outcome kann bei einer leitlinienorientierten Betreuung HIV-exponierter Schwangerschaften an Schwerpunktzentren in Deutschland erreicht werden und welche Komplikationen treten auf? Methodik: Zwischen Januar 2004 und Dezember 2008 prospektive Dokumentation aller in der Frauenklinik München (LMU, Innenstadt) und an der Klinik für Geburtsmedizin (Charité– CVK, Berlin) betreuten HIV-exponierten Schwangerschaften. Erfasst wurden u.a.: Infektionsmodus, Herkunftsland, Erstdiagnose, ART in der Schwangerschaft, Viruslast und CD4Status, Geburtsmodus, Gestationsalter, Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen, kindl. Infektionsstatus und kindl. Komplikationen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 343 HIV-exponierte Schwangerschaften (7x Mehrlinge) bis in ein lebensfähiges Gestationsalter (>24 SSW) ausgetragen (2xTotgeburt, 1xTod postpartal). 109 Frauen (32%) erfuhren ihre Erstdiagnose im Rahmen der Schwangerschaft. 67% der Schwangeren (n=228) stammen aus einem Hochprävalenzland. 90% der werdenden Mütter (n=308) erhielten eine HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) zur Therapie und/oder Transmissionsprophylaxe. Es gab 41 vaginale Geburten (vorwiegend 2008: 30/86 (35%)) und 302 Kaiserschnitte (42x sekundär). In 59% der Schwangerschaften trat mind. eine Komplikation auf, einhergehend mit einer Frühgeburtlichkeit von 16,9% (n=58) bei allen Schwangerschaften (mittlere Schwangerschaftsdauer: 38 Wochen). Die meisten Frühgeburten waren zwischen der 34. und 37. SSW (n=45). Die Frühgeburtlichkeit unter der 30. SSW betrug 1,2% des Gesamtkollektivs (n=4). Eine vertikale Transmission von HIV wurde bei zwei Kindern nachgewiesen (0,6%). Schlussfolgerungen: durch eine leitlinienorientierte Betreuung HIV-exponierter Schwangerschaften kann eine vertikale Transmission erfolgreich in einen sehr niedrigen Bereich reduziert werden. Es zeigten sich jedoch viele Schwangerschaftskomplikationen, die u.a. zu einer erhöhten Frühgeburtlichkeit führten. Allerdings traten nur sehr wenige schwerwiegende Frühgeburten auf. Inwieweit ein Zusammenhang besteht zwischen der erhöhten Frühgeburtlichkeit und dem überwiegenden Einsatz einer HAART, kann anhand der Daten nicht eindeutig geklärt werden.