Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - P07
DOI: 10.1055/s-0029-1225082

Implementierung einer standardisierten Gerinnungsananmnese zur Abschätzung des peripartalen Blutungsrisikos in einem Perinatalzentrum Level I

S Dostert 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg

Fragesstellung: Eine gut funktionierende Hämostase peripartal ist sehr wichtig. Die Inzidenz der postpartalen Blutung beträgt 4–5%. Neben den schwangerschaftstypischen Risiken (langer Geburtsverlauf, Makrosomie usw.) gilt es zu erfassen, ob es Störungen in der Hämostase gibt. Das präpartales Hämostasescreening (TZ, aPTT, Quick) ist oft I nicht effektiv. Thrombozytenfunktionsstörungen, die bei 3–5% der Patienten vorliegen, werden nicht erfasst. Die Blutunganamnese ist die schnellste und einfachste Methode ist Patienten mit Hämostasestörungen zu identifizieren. Als Vorteil hat es sich dabei erwiesen die Blutungsanamnese standartisiert mittels eines Fragebogens zu etablieren. Ist es möglich einen Fragebogen zur Blutungsananmese in einer geburtshilflichen Abteilung zu etablieren und welche Aussagekraft hat er? Methodik: Unser Fragebogen zu Blutungsanamnese umfasst 11 Fragen, die jeweils mit ja oder nein beantwortet werden können. 6 Fragen sind an allgemeinen Blutungsereignissen ausgerichtet (z.B. Nachblutung postoperativ), 5 weitere Fragen beziehen sich auf den gynäkologischen Bereich (wie Blutung in der Schwangerschaft). TZ, aPT und Quick wurde immer bestimmt. Die Fragebögen sollten beim Erstkontakt von der Schwangeren ausgefüllt werden. Daten zur Geburt werden mit der geburtshilflichen software pia erfasst. Ergebnisse: Im Nov. und Dez. 2008 fanden sich bei 137 (45%) Entbindungen auswertbare Fragebögen. In 62 Bögen wurde keine Frage mit ja beantwortet. In 75 Bögen fand sich mindestens eine positive Antwort. In 35 Bögen (=25%) wurden 2 Fragen mit ja beantwortet. In nur 16 (=8%) Bögen fanden sich 2 positive Antworten für die allgemeinen Blutungsereignisse. 48 gaben leichtes Entstehen von Hämatomen an, 25 Nasenbluten und Das oben genannte Gerinnungslabor war bei allen Schwangeren unauffällig. 11 Schwangere hatten postartale Blutungen bis 1000ml. Bei 7 lag eine plazenta adhärens vor. Von den übrigen 4 hatte lediglich eine einen unauffälligen Gerinnungsbogen. Schlussfolgerung: Der größte Anteil der postpartalen Blutungen lässt sich durch plazentare Lösungsstörungen erklären. Wobei hier in einem größeren Kollektiv zu klären wäre, ob bei der hämodynamischen Auswirkung einer Lösungsstörung auch Hämostasestörungen relevant sind. Bei unklaren postpartalen Blutungen scheint die Blutungsanamnese Hinweise zu geben. Eine statistische Relevanz ist aus diesem Pilotprojekt noch nicht abzuleiten. Interessant sind die hohen Zahlen zu Hämatombildung und Nasenbluten. Hier ist anzunehmen, dass es sich um schwangerschaftstypische Veränderungen handelt. Geplant ist eine Auswertung an 1500 Fragebögen. Problem bei der Umsetzung ist, das in der unmittelbaren Entbindungssituation das Ausfüllen eines Fragebogens als belastend empfunden wird. Langfristig Ziel ist es natürlich die Frage zu beantworten, ob die bisherigen Blutentnahmen verzichtbar sind.