Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A112
DOI: 10.1055/s-0029-1225036

Der „schwierige“ DIEP: Gibt es noch Selektionskriterien beim Patientenkollektiv zur mikrochirurgische Brustrekonstruktion?

K Seidenstücker 1, B Munder 1, S Hellmann 1, S Langer 1, P Richrath 1, P Behrendt 1, C Andree 1
  • 1Sana Krankenhaus Gerresheim, Klinik für Plastische und Ästhetische Chirurgie, Düsseldorf, Deutschland

Zielsetzung: Für welches Patientenkollektiv eignet sich eine mikrochirurgische Brustrekonstruktion? Idealkandidatin ist sicherlich eine junge, gesunde Patientin, die möglichst Nichtraucherin ist – die Realität sieht aber anders aus:

Materialien und Methoden:

Retrospektiv wurden 400 Patientinnen, die eine mikrochirurgische Brustrekonstruktion erhalten haben, betrachtet. Vermeintliche Risikofaktoren wie Alter (>=65LJ), Übergewicht (BMI >=30), Nikotinabusus und die sehr schlanken Patientinnen (BMI <=22) wurden hinsichtlich der intra- und postoperativen Komplikationen im Vergleich zum Gesamtkollektiv analysiert.

Ergebnisse: Die 400 Patientinnen (450 Lappenplastiken) erhielten eine Brustrekonstruktion mit Unterbauchhautfettgewebe in Form eines DIEP-Lappens (n=277) oder freien MS-2 TRAM-Lappens (n=173). 89 Patientinnen hatten einen BMI der <=22 und 50 Pat. hatten einen BMI >=30 war. Betrachtet man die Komplikationen, fällt auf, dass bei 4 Vollverlusten von 450 Lappenplastiken insgesamt 3 Patientinnen einen BMI >=30 hatten. Somit liegt die Lappenverlustrate in dieser Gruppe mit 6% deutlich über der der Gesamtgruppe mit nur 0,8%. Insgesamt 70 Patientinnen (17,5%) waren aktive Raucherinnen zum Zeitpunkt der Rekonstruktion. Hier war eine Zunahme der Wundheilungsstörungen von 1,5% insgesamt auf 4% zu bemerken. Patientinnen die 65 Jahre (n=32) und älter waren, sowie Patientinnen mit einem BMI <=22, zeigten keine erhöhte Komplikationsraten.

Zusammenfassung: Selbst wenn Übergewicht und Nikotinabusus die Komplikationsraten erhöhen, sind sie noch lange kein Ausschlusskriterium. Vergleicht man unsere Ergebnisse mit in der Literatur beschriebenen Komplikationensraten bei gestielten Muskellappen und Implantatrekonstruktionen bei Patientinnen mit diesen Risikofaktoren, zeigt sich, dass auch unabhängig von BMI, Alter und Nikotinabusus die mikrochirurgische Eigengewebsrekonstruktion nicht nur eine Möglichkeit, sondern die komplikationsärmer Lösung darstellt.