Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A111
DOI: 10.1055/s-0029-1225035

Der Estradiolmetabolit Estetrol als Alternative für eine Hormonersatztherapie?

H Seeger 1, D Wallwiener 1, A Mück 1
  • 1Universitäts-Frauenklinik, Tübingen, Deutschland

Fragestellung: Aufgrund des diskutierten erhöhten Brustkrebsrisikos unter einer Hormontherapie werden mögliche Alternativen zur Behandlung der klimakterischen Beschwerden von postmenopausalen Frauen herangezogen. Verschiedene Estradiolmetabolite weisen eine eigene biologische Wirkung auf. Estetrol (15-alpha-Hydroxyestriol, E4) ist ein endogener Estradiolmetabolit, der in hohen Konzentrationen hauptsächlich in der Leber gebildet wird, und im Vergleich zu Estradiol ein geringeres Brustkrebsrisiko aufweisen soll.

Methodik: Für die Zellkulturen wurde die MCF-7 Zell-Linie verwendet. Estradiol (E2), Estron (E1), Estriol (E3) und Estetrol (E4) wurden in den Konzentrationen 1 nM, 10 nM und 100 nM getestet. Nach 5 Tagen Inkubation wurde die Poliferationsrate mittels MTT-Assay bestimmt.

Ergebnisse: Alle getesteten Estrogene zeigten eine signifikante Stimulierung der Proliferation. Die stärkste Wirkung mit ca. 50% Stimulierung wurde durch E2 im physiologischen Konzentrationsbereich von 1 nM erreicht. In dieser Konzentration bewirkten E1, E3 und E4 ähnliche Stimulierungen, die im Bereich von 25–30% lagen.

Schlussfolgerung: Die vorliegenden Ergebnisse weisen daraufhin, dass sich Estetrol hinsichtlich der Proliferationsstimulierung von Mammakarzinomzellen nur geringfügig von der Wirkung der Muttersubstanz unterscheiden dürfte. Experimentelle Studien können Hinweise auf Wirkmechanismen geben, können aber klinische Studien nicht ersetzen. Diese müssen durchgeführt werden um aufzuzeigen, ob Estetrol wirklich als alternative Estrogentherapie in Frage kommt.