Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A93
DOI: 10.1055/s-0029-1225017

Mastitis und Mastektomie auf Grund einer transthorakal penetrierenden abszedierenden Pneumonie

E Remmel 1, S Hollenberg 1, K Welcker 2, C Cedidi 1
  • 1Klinikum Bremen Mitte gGmbH, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Bremen, Deutschland
  • 2Klinikum Bremen Ost gGmbH, Klinik für Thoraxchirurgie, Bremen, Deutschland

Zielsetzung: Es handelt sich um eine 23-jährige Patientin, bei der anamnestisch eine psychiatrische Borderlinestörung, eine Hepatitis C und bis vor 6 Jahren einen Drogenabusus besteht. Vorausgegangen waren diverse Arztbesuche wegen Schmerzen im Bereich der rechten Thoraxhälfte. Aufgrund der psychatrischen Grunderkrankung wurde der Patientin kein Glauben geschenkt. Die zusätzlich auftretenden Nekrosen, wurden mit einer autoaggressiven Manipulation erklärt.

Material: Bei einer ersten stationären Therapie in der Gynäkologie wurde unter der Verdachtsdiagnose Mastitis non puerpuralis eine intravenöse Antibiose eingeleitet. Bei ausbleibender Besserung wurde die Patientin in der Inneren Medizin auf eine Vaskulitis therapiert. Bei fortschreitenden Nekrosen wurde von uns ein Debridement durchgeführt. Intraoperativ zeigten sich ausgedehnte Nekrosen der Mammae, der Muskulatur sowie eine Nekrose der Interkostalmuskulatur rechts mit adhaerenter Lunge aber ohne Pneumothorax. Alle Abstriche waren steril und die Histologie unauffällig.

Ergebnisse: Aufgrund eines Senkungsabszesses in die rechte Flanke wurde ein Ganzkörper MRT durchgeführt, um eine nekrotisierende Fasciitis auszuschließen. Hier zeigte sich ein Pleuraempyem rechts, mit Drainage über das intercostale Fenster. Gemeinsam mit den Thoraxchirurgen wurde thorakotomiert und Spülsaugdrainagen eingelegt. Es zeigte sich eine abszedierende Pneumonie im rechten Unterlappen als Ausgangspunkt der Nekrosen. Die Patientin war zu diesem Zeitpunkt beatmet und katecholaminpflichtig. Nach insgesamt 5 Revisionsoperationen waren die Wunden sauber und die Patientin stabil, sodass eine Defektdeckung mittels Spalthauttransplantation durchgeführt wurde.

Zusammenfassung:Übliche Symptome können insbesondere bei psychatrischen und immunsupprimierten Patienten verschleiert werden. Eine weitergehende Diagnostik und interdisziplinäre Therapie ist insbesondere bei so ungewöhnlichen Verläufen notwendig.