Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A74
DOI: 10.1055/s-0029-1224998

Radikale Tumorresektion und frühsekundäre autologe Brustrekonstruktion zur Behandlung des ausgedehnten Mammakarzinoms – ein interdisziplinäres Konzept

M Leffler 1, C Breuel 2, MR Bani 2, J Beier 1, MW Beckmann 2, R Horch 1, A Bach 1
  • 1Universität Erlangen, Plastisch- und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • 2Universität Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Deutschland

Zielsetzung: Die interdisziplinäre Behandlung von Patientinnen mit einem ausgedehnten Mammakarzinom oder einem unklaren histopathologischen Befund stellt nach wie vor eine große klinische Herausforderung dar. In der Regel ist insbesondere aufgrund unklarer Randverhältnisse zugunsten der onkologischen Sicherheit eine Primärrekonstruktion der Brust nicht möglich. Des Weiteren kann eine radikale Tumorresektion in einem Hautweichteildefekt der Thoraxwand resultieren, der nicht primär verschlossen werden kann. Im Universitäts-Brustzentrum Franken wurde daher ein interdisziplinäres Konzept entwickelt, um eine frühsekundäre autologe Brustrekonstruktion in Kombination mit der plastisch-chirurgischen Rekonstruktion eines Thoraxwanddefektes auch bei ausgedehnten Tumoren nach Sicherstellung einer R0-Situation zu ermöglichen.

Methoden: Bei 4 Patientinnen mit einem ausgedehnten Mammakarzinom oder einem unklaren klinischen und histopathologischen Befund wurde zunächst eine ausgedehnte Tumorexzision durchgeführt, in einem Fall in Kombination mit einer neoadjuvanten Chemotherapie. Nachfolgend wurde ein Vakuumverband (V.A.C.®, KCI) angelegt. Bei gesicherter Tumorfreiheit (R0) erfolgte dann eine frühsekundäre autologe Brustrekonstruktion mittels freiem, mikrochirurgisch verpflanztem DIEP-Lappen.

Ergebnisse: In allen Fällen konnte eine suffiziente Brustrekonstruktion mit zufrieden stellender Brustform im Sinne einer frühsekundären Brustrekonstruktion erreicht werden. Die Zeit zwischen Tumorresektion und Brustrekonstruktion betrug 5–8 Tage. Der histopathologische Befund ergab in allen Fällen tumorfreie Resektionsränder.

Zusammenfassung: Das vorgestellte interdisziplinäre Vorgehen ermöglicht eine suffiziente onkologische Resektion und eine nachfolgende frühsekundäre autologe Brustrekonstruktion, welche in Kombination mit der notwendigen Rekonstruktion und Defektdeckung eines Thoraxwanddefektes durchgeführt werden kann. Dies bedeutet für die Patientin zum Einen onkologische Sicherheit bezogen auf den primären Tumorbefall und zum Anderen die Möglichkeit einer ästhetischen Rekonstruktion der Brust mit Eigengewebe auch bei ausgedehnten Mammakarzinomen oder unklaren histopathologischen Befunden.