Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A62
DOI: 10.1055/s-0029-1224986

Lebensqualitätsdiagnostik und -therapie mittels Profil und Gutachten – ein Tool für den Arzt bei der Behandlung von Patientinnen mit Mammakarzinom

M Klinkhammer-Schalke 1, C Ehret 1, M Koller 2, B Ernst 1, F Hofstädter 1, W Lorenz 1, B Steinger 1
  • 1Tumorzentrum Regensburg e.V., Regensburg, Deutschland
  • 2Uniklinikum Regensburg, Zentrum für Klinische Forschung, Regensburg, Deutschland

Zielsetzung: LQ wird häufig in Studien gemessen, jedoch fehlen zumeist spezifische therapeutische Konsequenzen aus den Messergebnissen. Ein LQ-System (LQ-diagnostik, -gutachten, -therapie) wurde in 5 Krankenhäusern, bei 78 Therapeuten und in 38 Arztpraxen in Regensburg/Amberg-Sulzbach implementiert.

Methoden: eine repräsentative Stichprobe von 96 Brustkrebspatientinnen einer randomisierten Studie (Nov. 2004 – Juli 2006) füllten den EORTC-QLQ-C30 und BR23 im ersten Jahr nach primärer Brustkrebserkrankung zu den Nachsorgezeitpunkten aus. Antworten der Patientinnen wurden in LQ-Profil transformiert und gemeinsam mit dem aktuellen Gesundheitsstatus – medizinische und sozio-demographische Daten (behandelnder Arzt) – von einer Expertengruppe (Allgemeinmedizin, Gynäkologie, Sozialpsychologie, Psychoonkologie, Klinische Entscheidungsfindung) in einem nominalen Gruppenprozess evaluiert.

LQ-Gutachten umfassten medizinischen Befund, Interpretation, therapeutische Empfehlung für Arzt.

Ergebnisse: alle Patientinnen wurden durch 5 LQ-Experten begutachtet. Zuerst schrieben die Experten ihre Begutachtung individuell auf. Durchschnittlich gab jeder LQ-Experte 1 (1–5) Empfehlung pro Patientin. Anschließend wurden alle Beurteilungen in Gruppe gemeinsam diskutiert. Experten gaben 2 verschiedene Empfehlungen (1–7) pro Patientin. Das Gesamtgutachten enthielt 1 Empfehlung (1–4). Vollständige Übernahme der Experteneinzelmeinung bei 3 (0–5) Gesamtgutachten. In 16 Fällen wurde Minderheitenposition (Empfehlung nur eines Experten) übernommen. Die meisten Empfehlungen bei Schmerztherapie (19%), Physiotherapie (15%), Körperliche Fitness (15%).

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass Prozess der Entscheidungsfindung additiv war – Mehrheits- und Minderheitenmeinungen – berücksichtigend. Die Patientenbeurteilung durch Expertengruppe hilft LQ-defizite zu erkennen und spezifische Therapieempfehlungen auszusprechen. Gutachten ist Tool für Arzt, um nicht im Gespräch mitgeteilte krankhafte LQ zu erkennen und zu therapieren. LQ-System sollte in Routinebehandlung von Brustkrebspatientinnen implementiert werden.