Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A47
DOI: 10.1055/s-0029-1224971

Das Choristom der Mamma

S Hege 1, A Damm 2, H Zühlke 3, J Knolle 1
  • 1Städtisches Klinikum Dessau, Institut für Pathologie, Dessau, Deutschland
  • 2Radiologische Gemeinschaftspraxis Dessau, Dessau, Deutschland
  • 3Klinik für Chirurgie, Pau-Gerhardt Diakonie Krankenhaus und Pflege GmbH, Wittenberg, Deutschland

Wir berichten von einer zum Diagnosezeitpunkt 66jährigen Patientin, bei der eine ambulante Mammografie bei Mammahypertrophie durchgeführt wurde.

Mammographischer Befund: Es fanden sich links präpectoral, annähernd in der Mamillarlinie neue polymorphe Kalzifikationen. Als Nebenbefund zeigte sich ein kompakt erscheinender Lympknoten.

Der Befund wurde radiologisch als BIRADS4 eingeordnet. Eine chirurgische Entfernung wurde empfohlen.

Therapie: Einen Monat nach Mammografie erfolgte nach stereotaktischer Drahtmarkierung eine diagnostische Mammaexzision.

Histologie: Histologisch fand sich ein chondroides Proliferat mit beginnender metaplastischer Ossifikation sowie zwei kleinere Herde mit spindelzelliger, myxoider Proliferation.

Es wurde ein chondroides Choristom der linken Mamma diagnostiziert.

Verlauf: In der mammographischen Kontrolle 6 Monate später fanden sich keine Verkalkungen. Der Befund wurde somit im Gesunden entfernt. Der primär beschriebene Lymphknoten zeigte keine Befundänderung.

Diskussion: Bei einem Choristom handelt sich um eine extreme Rarität, die in der

Literatur als Choristom (Tavassoli 1999) bzw. auch als echtes Chondrom (Rosen und Oberman 1993) eingeordnet wird. Aufgrund der neben dem chondroidem Prozess vorliegenden fibro-myxoiden Proliferation ordnen wir die vorliegende Läsion als Choristom ein. Eine multifokale Entstehung ist zu diskutieren.

Nur wenige weitere Entitäten in der Mamma können eine chondroide Differenzierung zeigen.

Dies sind das metaplastische Karzinom, das pleomorphe Adenom sowie das chondroide Syringiom und phylloide Tumoren mit einer chondroiden Stromakomponente.

Die Abgrenzung des gutartigen und harmlosen Choristoms von diesen Tumoren ist aufgrund der therapeutischen Konsequenzen von essentieller Bedeutung für die Patientinnen.