Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A45
DOI: 10.1055/s-0029-1224969

Endgültige 10-Jahresanalyse der prospektiven multizentrischen Chemo N0 Studie validiert die AGO-leitlinienkonformen Invasionsmarker uPA/PAI-1 für die Therapieentscheidung beim nodal-negativen Mammakarzinom

N Harbeck 1, M Schmitt 2, C Meisner 3, C Friedel 2, M Untch 4, M Schmid 5, FC Sweep 6, B Lisboa 7, F Jänicke 8 C Thomssen 9Studiengruppe CN
  • 1Universität zu Köln, Brustzentrum, Köln, Deutschland
  • 2Technische Universität München, Frauenklinik, München, Deutschland
  • 3Universität Tübingen, Abteilung für Medizinische Biometrie, Tübingen, Deutschland
  • 4Helios Klinikum Berlin-Buch, Frauenklinik, Berlin, Deutschland
  • 5Universität Mainz, Frauenklinik, Mainz, Deutschland
  • 6University Medical Center Sint Radboud, Department of Chemical Endocrinology, Nijmegen, Niederlande
  • 7Universität Hamburg, Frauenklinik Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 8Universität Hamburg, Frauenklinik Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • 9Martin Luther Universität, Frauenklinik, Halle (Saale), Deutschland

Aufgrund der Zwischenergebnisse der prospektiven, randomisierten, multizentrischen Chemo-N0-Studie und der EORTC Pooled Analysis (n=8377) empfehlen AGO und ASCO Leitlinien uPA/PAI-1 für Risikoselektion beim nodal-negativen (N0) Mammakarzinom. Die Chemo-N0 10-Jahres-Analyse (Rekrutierung 1993–1998; n=647; 12 Zentren, 113 (5–167) Monate mediane Nachbeobachtung) zeigt: Patientinnen mit niedrigem uPA/PAI-1 Tumorgewebegehalt (n=283) wurden beobachtet. Von 364 Patientinnen mit hohem uPA und/oder PAI-1 wurden 242 für adjuvante CMF-Chemotherapie (n=117) vs. Beobachtung (n=125) randomisiert, 122 entschieden sich für/gegen CMF. Externe Qualitätskontrolle zeigte gute ELISA Standardisierung in 5 Labors. Die tatsächliche 10-Jahres Rezidivrate ohne adjuvante Systemtherapie bei hohem uPA/PAI-1 (randomisiert und nicht-randomisierte Beobachtungsgruppe) war 23.0% gegenüber nur 12.9% bei niedrigem uPA/PAI-1 (p=0.011). Hochrisiko-Patientinnen im CMF Arm hatten eine um 26.0% niedrigere Rezidivwahrscheinlichkeit als in die Beobachtungsgruppe randomisierte Hochrisikopatientinnen (ITT HR 0.74 (0.44–1.27); p=0.28). Die Per-Protocol Analyse zeigte einen signifikanten Therapie-Benefit von adjuvanter Chemotherapie für uPA/PAI-1-Hochrisikopatientinnen: HR 0.48 (0.25–0.88), p=0.019, Cox Regressionsanalyse DFS, adjustiert: Tumorstadium, Grading (Gesamtüberleben: HR 0.64 (0.35–1.19); p=0.162). Chemo-N0 ist die erste prospektive Biomarker-basierte Therapiestudie beim frühen Mammakarzinom, die eine Patientengruppe mit gutem Langzeit-DFS ohne adjuvante Systemtherapie definiert. Durch einen standardisierten uPA/PAI-1 ELISA werden etwa 50% der N0-Patientinnen als Niedrigrisiko klassifiziert; ihnen kann somit eine adjuvante Chemotherapie erspart werden. uPA/PAI-1 Hochrisikopatientinnen profitieren von adjuvanter Chemotherapie. Diese 10-Jahresergebnisse validieren die prognostische und prädiktive Bedeutung von uPA/PAI-1 auf höchstem Evidenzniveau und unterstützen die routinemäßige Anwendung von uPA/PAI-1 für risikoadaptierte individualisierte Therapieentscheidungen beim N0-Mammakarzinom. Die NNBC-3 Studie evaluiert derzeit die optimale Chemotherapie für uPA/PAI-1 Hochrisikopatientinnen.