Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2009; 6 - A12
DOI: 10.1055/s-0029-1224937

Primär metastasiertes Mammakarzinom: Gesamtüberleben im zeitlichen Verlauf

J Barinoff 1, F Heitz 1, P Harter 1, F Lorenz-Salehi 1, A Traut 1, A du Bois 1
  • 1HSK Wiesbaden, Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, Wiesbaden, Deutschland

Hintergrund: Einführung moderner Substanzen (Aromatasehemmer, Targeted Therapy) bringen neue Therapieansätze mit sich. Ziel dieser retrospektiven Studie war zu untersuchen, ob sich im zeitlichen Verlauf das Überleben von primär metastasierten Mammakarzinompatientinnen verbessert hat.

Methode: Explorative Analyse aller Patientinnen, die zwischen 1998 und 2006 in unserer EUSOMA-Breast Unit mit ED Mammakarzinom behandelt wurden. Tumorcharakteristika, Therapien und Outcome wurden durch χ2 test, Log-rank Test und Coxregressionsanalyse verglichen. Zur Beurteilung des zeitlichen Verlaufes wurden die Patientinnen in 2 Gruppen unterteilt (1998–2002 und 2003–2006). Nachbeobachtungszeit betrug 24 Monate.

Ergebnisse: Zwischen 1998 und 2006 wurde bei 2.280 Patienten ein Mammakarzinom diagnostiziert, davon waren 118 (5,2%) primär metastasiert: 60 Patientinnen zwischen 1998–2002 bzw. 58 zwischen 2003–2006. Im zeitlichen Verlauf wurden keine signifikanten Unterschiede bezüglich der Tumorcharakteristika gefunden. Zwischen 1998–2002 wurden 47% mit einem Aromatasehemmer und 10% mit Trastuzumab behandelt, zwischen 2003–2006 waren dies 72% bzw. 22%. Die 2-Jahresüberlebensrate lag zwischen 1998–2002 bei 48% und bei 74% zwischen 2003–2006 (p<.001). Der Zeitpunkt der Diagnose (1998–2002 vs. 2003–2006) war ein unabhängiger Prognosefaktor in der multivariaten Analyse (HR 2.4 [95% CI: 1.4–3.4]; p<.001), ebenso ein negativer Hormonrezeptorstatus (HR 3.1 [95% CI: 1.8–5.3]; p<.001) und eine nicht durchgeführte Targeted Therapy (HR 2.8 [95% CI: 1.4–5.9]; p=0.006).

Schlussfolgerung: Das Gesamtüberleben von Patienten mit primär metastasiertem Mammakarzinom hat sich verbessert. Eine wahrscheinliche Ursache ist der Einsatz neuer Therapiestrategien. Unklar jedoch bleibt, ob alle Patientinnen hiervon profitieren und ob die Therapienaivität zum Zeitpunkt der Diagnosestellung prognostisch eine Rolle spielt.