Zentralbl Chir 2009; 134(4): 291
DOI: 10.1055/s-0029-1224529
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Neues aus der Gefäßmedizin

Innovations in Vascular SurgeryU. W. Hepp
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Publication Date:
17 August 2009 (online)

Wieder wird ein gefäßchirurgisches Schwerpunktheft vorgelegt, das sich wie bereits seit über zehn Jahren überwiegend auf ausgewählte Beiträge des Berliner Gefäßchirurgischen Symposiums des Vorjahres stützt.

Aus der experimentellen Forschung berichten ­Saban u. a. / Düsseldorf über das Einheilungs­ver­halten von Dacron- und PTFE-Prothesen. Ohne Anschluss an das Gefäßsystem wurden beide Prothesentypen bei Hunden implantiert und hinsichtlich der Dicke der Neointima und des Anteils von glatten Muskelzellen untersucht. Die Dicke der Neointima nahm in Dacron-Prothesen stärker zu als in PTFE-Prothesen, analog war der Anteil glatter Muskelzellen in der Dacron-Gruppe sig­nifikant höher als in der PTFE-Gruppe. Die Autoren geben daher folgerichtig die Empfehlung, bei peripheren arteriellen Rekonstruktionen PTFE zu bevorzugen.

Stents haben in der Oberschenkeletage durch ­Änderung der TASC-Klassifikation 2007 eine breitere Anwendung erfahren. Deshalb untersuchten E. Schönefeld u. a. / Münster den Wert langstreckiger Stents in der A. femoralis superficialis und A. poplitea. Bei 103 Patienten wurden 128 Stents mit einer mittleren Länge von 150 mm (ev3 Protégé Everflex) teils retro- / teils prospektiv implantiert. Der technische Erfolg betrug 100 %, die primäre / sekundäre Offenheitsrate nach 6 Monaten war 85,2 % bzw. 97,4 %. Die ersten Ergebnisse scheinen Erfolg versprechend, längere Beobachtungszeiten und größere Patientenzahlen sind aber abzuwarten.

Amann u. Mitarb. / Berlin berichten über erste ­Erfolg versprechende Behandlungen mit der auto­logen Knochenmarksstammzellen-Transplanta­tion bei austherapierter kritischer Extremitäten­ischämie (n = 51). Der Extremitätenerhalt gelang in 59 % nach 6-monatiger Beobachtungszeit. Bei den erfolgreichen Transplantationen war ein ­Anstieg des Bein-Arm-Index und bei der subku­tanen Sauerstoffdruckmessung zu verzeichnen. Dies scheint ein neuer erfolgversprechender Weg bei der austherapierten amputationsbedrohten Extremität zu sein. Größere Patientenzahlen und längere Beobachtungszeiten bleiben aber abzuwarten.

Gäbel u. a. / Dresden berichten über Arterien-Verletzungen bei offenen Frakturen. Diese stellen zwar nur einen kleinen Anteil unter den Gefäßverletzungen dar, aber sie sind durch meist große und tiefe Weichteilverletzungen, teils auch sub­totale Amputationen wesentlich gravierender. In einem 5-Jahres-Zeitraum kamen 16 derartige Patien­ten mit 19 verletzten Arterien zur Aufnahme. 9 Patienten wiesen zusätzliche teils schwerste Nervenläsionen auf. Die untere Extremität war führend. Die Therapie erforderte ein interdisziplinäres Notfall-Vorgehen. Entsprechend der Schwere der Verletzungen waren auch die Ergebnisse: 10 Amputationen, davon 7 primär und 3 sekundär.

Zum Abschluss der arteriellen Beiträge folgen noch zwei interessante Beiträge (Kasuistik und der „Der interessante Fall“) aus Magde­burg. Halloul u. a. berichten über die erfolgreiche Rekonstruktion bei einem Patienten mit supramesenterialem Aortenverschluss, konsekutivem zentralen Verschluss der A. mesenterica supe­rior und Verschluss beider Nierenarterien, wobei die linke Niere noch eine Restperfusion aufwies. Die Rekonstruktion erfolgte durch suprazöliakalen aorto-femoralen Y-Bypass und zusätzlichen ­aorto-mesenterialen und linksseitigen aorto-renalen Prothesenbypass. Die Nierenfunktion erholte sich soweit, dass die zwischenzeitlich erforder­liche Hämodialyse nicht mehr erforderlich war. Tautenhahn u. a. berichten anhand einer Patientin über die sehr seltene und oft lange Zeit fehldiagnostizierte Karotidynie, die wohl auf entzünd­licher Genese ein eigenständiges Krankheits­bild darstellt und hier unter antiphlogistischer Behandlung nach drei Wochen keine Beschwerden mehr aufwies.

Auch dieses Heft bringt wieder interessante, teils neue Darstellungen aus dem Gesamtgebiet der Gefäßmedizin.

Wolfgang Hepp

Prof. W. Hepp

Haaner-Straße 114

42719 Solingen

Email: Profhepp@aol.com

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