Z Gastroenterol 2009; 47 - P27
DOI: 10.1055/s-0029-1223971

Akute gastrointestinale Graft-Versus-Host Disease: Enteroskopie entdeckt Pathologien im Dünndarm bei völlig blander Magenschleimhaut

W Dolak 1, W Rabitsch 2, P Kalhs 2, F Wrba 3, A Gangl 1, M Häfner 1
  • 1Klinische Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie
  • 2Klinische Abteilung für Knochenmarkstransplantation
  • 3Klinisches Institut für Pathologie Medizinische Universität Wien

Einleitung: Die akute gastrointestinale „Graft-versus-Host Disease“ (GvHD) stellt eine der Hauptkomplikationen nach allogener hämatopoietischer Stammzelltransplantation (HSCT) dar. Ihre frühe Diagnose ist wesentlich für das Patienten-Outcome, auf Grund der ähnlichen Präsentation potentieller Differenzialdiagnosen aber nicht einfach zu stellen. Koloskopie und Gastroskopie bilden hierfür den bisherigen Goldstandard. Leider erlauben beide nur eine sehr eingeschränkte Beurteilung des Dünndarms, dabei wurden gerade für dessen bisher unzugängliche Abschnitte, allen voran für das Jejunum, besonders hohe GvHD-Detektionsraten in Fallberichten gezeigt. Um diese Einzelerkenntnisse systematisch zu evaluieren, haben wir damit begonnen, Patienten mit Verdacht auf GvHD im Rahmen einer prospektiven Studie mittels Enteroskopie zu untersuchen.

Methodik: Von Dezember 2007 bis November 2008 wurden an 18 Post-HSCT-Patienten (Alter von 20 bis 64 Jahren, medianes Alter 47,5) mit GvHD-verdächtigen Symptomen insgesamt 24 Push Enteroskopien durchgeführt.

Ergebnisse: Alle Diagnosen wurden an Hand der histologischen Beurteilung entnommener Stufenbiopsien gestellt. Demzufolge wurden 4 Patienten als GvHD-positiv klassifiziert, bei 7 wurden Zeichen einer abgelaufenen, teils residualen GvHD gefunden und 7 hatten keinerlei Anzeichen für eine GvHD. Betrachtet man die Lokalisation der Pathologien in den ersten beiden Gruppen, so fiel auf, dass in 9 von 11 Fällen das Jejunum betroffen war, in 7 von 11 Fällen das Duodenum, aber nur in 4 von 11 Fällen der Magen.

Diskussion: Die Tatsache, dass bei jenen 7 Patienten mit alleinigen Anzeichen einer GvHD in Jejunum oder Duodenum die Diagnose mittels herkömmlicher Gastroskopie übersehen worden wäre, veranlasst uns, den Stellenwert der Enteroskopie im Rahmen des GvHD-Managements zu unterstreichen. Dies gilt besonders, da sie im Vergleich zur Gastroskopie nur einen geringen Mehraufwand darstellt und im Vergleich zur Koloskopie keine unangenehme Darmvorbereitung benötigt, was bei dem tendenziell schlechten Allgemeinzustand von Post-HSCT-Patienten nicht außer Acht zu lassen ist.

Literatur:

1) Couriel D, Caldera H, Champlin R, Komanduri K. Acute graft-versus-host disease: pathophysiology, clinical manifestations, and management. Cancer. 2004 Nov 1;101(9):1936–46.

2) Watanabe N, Okazaki K, Yazumi S, Nishi T, Matsuura M, Chiba T. Acute graft-versus-host disease in the small intestine. Gastrointest Endosc. 2002 May;55(6):716.

3) Terdiman JP, Linker CA, Ries CA, Damon LE, Rugo HS, Ostroff JW. The role of endoscopic evaluation in patients with suspected intestinal graft-versus-host disease after allogeneic bone-marrow transplantation. Endoscopy. 1996 Oct;28(8):680–5.