Psychiatr Prax 2010; 37(3): 127-133
DOI: 10.1055/s-0029-1223403
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Evaluation des stationären und ambulant betreuten Wohnens psychisch behinderter Menschen in den Wohnverbünden des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe

Evaluation of a Residential Care and Supported Housing Program in the Regional Association of Westphalia-LippeDirk  Richter1
  • 1Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Februar 2010 (online)

Preview

Zusammenfassung

Anliegen Im Rahmen der Deinstitutionalisierung der psychiatrischen Versorgung haben sich neue Wohnformen für psychisch behinderte und chronisch psychisch kranke Menschen entwickelt, die bisher kaum wissenschaftlich evaluiert worden sind. Die vorliegende Arbeit berichtet über eine Evaluation des stationären und ambulant betreuten Wohnens in den Wohnverbünden des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Methode Von 1486 Bewohnern und Klienten der Wohnverbünde wurden durch die Bezugsbetreuer Daten zur Soziodemografie, Biografie, der Unterbringung, der sozialen Integration und zur Betreuungsperspektive erhoben. Interviews zur Lebensqualität wurden mit 941 Personen geführt. Ergebnisse Bei den Klienten der Wohnverbünde handelt es sich um eine chronisch kranke und behinderte Population mit einer langen Krankheits- und Behinderungsbiografie. Klienten des ambulant betreuten Wohnens weisen deutlich günstigere biografische und aktuelle soziale Merkmale auf als die Klienten im stationären Bereich. Eine Integration in den allgemeinen Arbeitsmarkt gelingt durchweg gar nicht, und die sozialen Kontakte nach außerhalb der Einrichtungen sind vor allem für die stationären Bewohner sehr gering ausgeprägt. Die subjektive Lebensqualität der Bewohner in den verschiedenen Settings unterscheidet sich nicht signifikant. Schlussfolgerungen Die Außenorientierung der Einrichtungen des betreuten Wohnens sollte weiter vorangetrieben werden. Motivationssteigernde Interventionen könnten vermutlich ebenfalls zu einer weiteren sozialen Integration der Bewohner und Klienten beitragen.

Abstract

Objective During the deinstitutionalisation of psychiatric care in Germany, new psychiatric care approaches have been developed, which have been rarely scientifically evaluated. This study aims at evaluating the residential care and supported housing program of a public service in Westphalia, Northwestern Germany. Methods Data on 1486 clients about sociodemographics, individual biographies, housing, social integration and perspective of care were collected by staff. Individual interviews on the clients' quality of life were conducted with 941 subjects. Results The residential care and supported housing program clients are chronically mentally ill and disabled. Clients from the supported housing sector have a much more favorable biographical and social background compared to those from residential care. Integration into the regular workforce does usually not happen. Clients from the residential care sector have only few social contacts outside their institution. The quality of life assessment revealed no differences between the settings. Conclusions More external social contacts should be provided especially for the residential care clients. Motivational interventions might enhance the clients' social inclusion further.

Literatur

Prof. Dr. Dirk Richter

Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit

Murtenstraße 10

3008 Bern, Schweiz

eMail: dirk.richter@bfh.ch