Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_15_12
DOI: 10.1055/s-0029-1223184

D-Laktatazidose: „Rechts-Links-Schwäche“ in der Laboranalytik

B Bach 1, S Grünert 2, M Schmidts 2, JO Sass 2, M Pohl 2, P Greiner 2, R Hentschel 2
  • 1AAK-Amelie Aengeneyndt Kongressorganisation GmbH, Düsseldorf
  • 2Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Freiburg

Hintergrund: Eine D-Laktatazidose ist in der Literatur als Komplikation eines Kurzdarmsyndroms beschrieben. Überwucherung des Dickdarmes mit gram-positiven Anaerobiern, insbesondere Lactobazillen, führt im Colon zur Umwandlung von Glucose und Stärke zu D-Laktat, welches dann resorbiert wird. Neben einer metabolischen Azidose treten vor allem neurologische Symptome (Verwirrtheit, zerebelläre Ataxie, verwaschene Sprache, Amnesien) auf (1). D-Laktat wird in der Routine- Laktatbestimmung nicht detektiert.

Fallbericht: Wir berichten den Fall eines 7-jährigen Jungen mit Kohlenhydrat-Malabsorption, der bis 6 Wochen vor Aufnahme teilparenteral ernährt wurde. Nach einer Zahnbehandlung und oraler Clindamycingabe wurde er morgens komatös aufgefunden. Aufnahme bestand eine ausgeprägte metabolische Azidose bei normalem Serum-Laktat ohne Ketonurie. Nach i.v. Pufferung und hochkalorischer i.v.Therapie klarte der Patient rasch auf. In den folgenden 2 Tagen trat noch 2 Mal eine Enzephalopathie mit Koma nach kohlenhydratreichen Mahlzeiten auf. Gaschromatographisch waren in Urin und Serum große Mengen von Laktat nachweisbar, die Enantiomeren-Trennung mittels chiraler Trennsäule ergab überwiegend D-Laktat. Unter oraler Vancomycinbehandlung und Umstellung auf eine kohlenhydratarme Diät traten keine weiteren Koma-Episoden auf, Serum- und Urin-D-Laktatwerte normalisierten sich.

Zusammenfassung: Eine D-Laktatazidose kann nicht nur bei Kurzdarmsyndrom sondern auch bei Kohlenhydratmalabsorptionssyndromen auftreten. Die Diagnose kann nicht mit der klinisch-chemischen Routine-Laktat-Bestimmung gestellt werden, sondern erfordert chromatographische Analysen oder einen für D-Laktat spezfischen enzymatischen Test.

Literatur: (1): Petersen C, Nutr Clin Pract 2005