Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_09_08
DOI: 10.1055/s-0029-1223107

Fulminante Darmgangrän bei 3 stabilen ELBW-Frühgeborenen: Parallelität oder Zufall?

H Schützle 1, C Möllmann 1, E Rieger-Fackeldey 1, M Orlowska-Volk 2, R Hentschel 1
  • 1Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Freiburg
  • 2Institut für Pathologie, Universität Freiburg, Freiburg

Hintergrund: Die Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) ist die häufigste Ursache für ein akutes Abdomen bei Frühgeborenen. Die komplette Darmgangrän als Maximalvariante der NEC ist extrem selten. Wir stellen 3 Fälle in einem Zeitraum von 8 Monaten mit fulminanter Darmgangrän und infaustem Verlauf bei sekundär stabilen ELBW-Frühgeborenen mit ähnlichem Risikoprofil vor. Patienten: ELBW-FG mit 24+4 (Pat1), 26+0 (Pat2) bzw. 26+3 (Pat3) SSW; p.p. Asphyxie bei Pat2; p.p. Sepsis/Chorioamnionitis bei Pat1; bei allen Patienten in ersten LT katecholaminbedürftige Kreislaufinsuffizienz; jeweils Beatmung bis auf max. 4 Tage CPAP bzw. Rachen-IMV; PDA, Verschluss durch Ibuprofen bzw. letztlich Ligatur (Pat1), hohe Lage des NAK, Nahrungsaufbau ab LT 2–3; jeweils perakute Entwicklung einer Sepsis mit abdomineller Symptomatik, intraoperativ fast komplette Darmgangrän, histologisch passend zu NEC, rasches Versterben. Diskussion: Wir stellen uns die Frage, ob es bei den 3 Patienten Gemeinsamkeiten gibt, die zum Verständnis dieser deletären Verläufe beitragen können. Die klinische Verschlechterung trat jeweils akut mit kardiorespiratorischer Insuffizienz ohne die für eine NEC typischen Prodromi auf. Trotz sofortiger adäquater Therapie zeigte sich intraoperativ bzw. in der Obduktion eine nahezu komplette Darmgangrän, histologisch passend zu einer NEC, ohne therapeutische Option. Neben der initialen Katecholaminbedürftigkeit, dem PDA (sowie dem Zeitpunkt des Verschlusses) und dem frühzeitigen Nahrungsaufbau muss sicherlich auch die hohe Lage des NAK diskutiert werden. Es stellt sich die Frage, ob nicht bei Kindern mit diesem Risikoprofil regelmässige Doppleruntersuchungen der abdominellen Gefässe indiziert sind.