Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_N_02_05
DOI: 10.1055/s-0029-1223019

Bedarfsgerechte Zufuhr von Protein, Fett und Kalorien bei Frühgeborenen <1000g Geburtsgewicht in den ersten 28 Lebenstagen – Vergleich von Ziel und „Realität“ bei 10 Frühgeborenen

AC Hoyer 1, K Müller 2, A Loui 1, C Bührer 1
  • 1Klinik für Neonatologie, Charite, Universitätsmedizin-Berlin, Campus Virchow Klinikum, Berlin
  • 2Klinik für Neonatologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin

Ziel einer bedarfsgerechten Ernährung von extrem unreifen Frühgeborenen ist ein postnatales Wachstum, das annähernd dem intrauterinen entspricht. In dieser retrospektiven Auswertung sollte untersucht werden, ob die Zielbereiche der ESPGHAN [ 3] für Aminosäuren (Start 1,5g/kg/d, Steigerung bis 4g/kg/d), Fett (Steigerung bis 4g/kg/d) und Energie (Steigerung bis 120 kcal/kg/d) in den ersten 4 Lebenswochen bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1000g (ELBW) unter standardisierten Ernährungsrichtlinien (schrittweise Steigerung der Aminosäuren-, Protein- und Kalorienzufuhr mit individueller Adaptation und Vermeidung exogener Insulinzufuhr) erreicht wurden. Methodik: Die enterale und parenterale Nahrungszufuhr von 10 Frühgeborenen wurde retrospektiv erfasst und mit den vorgegebenen Zielbereichen verglichen. Ergebnisse: Die Energiezufuhr lag bei der Hälfte der Patienten (N50) bei Tag 8, bei allen Kindern (N100) bei Tag 13 im Zielbereich. Die N50- bzw. N100-Werte der Fettzufuhr waren Tag 5 und Tag 11. Die N50 der Aminosäurenstartdosis war Tag 2, die der Zieldosis Tag 22. Die mediane Gewichtszunahme nach 28 Tagen betrug 12,4g/kg/d. Diskussion: Mit den lokalen Vorgaben konnten die Zielbereiche zunächst nicht erreicht werden. Alle untersuchten Frühgeborenen wiesen in den ersten 28 Lebenstagen ein Wachstumsdefizit auf. Diese Ergebnisse finden sich so auch in aktuellen randomisierten Studien [ 1, 2, 4]. Eine adäquate Ernährung, die eine extrauterine Wachstumsretardierung vermeidet, bleibt eine Herausforderung.

Literatur: 1. Grover A, Khashu M, Mukherjee A, Kairamkonda V. Iatrogenic malnutrition in neonatal intensive care units: urgent need to modify practice. J Parenter Enteral Nutr. 2008 Mar-Apr;32(2):140-4 2. Hans DM, Pylipow M, Long JD, Thureen PJ, Georgieff MK. Nutritional practices in the neonatal intensive care unit: analysis of a 2006 neonatal nutrition survey. Pediatrics. 2009 Jan;123(1):51-7 3. Koletzko B, Goulet O, Hunt J, Krohn K, Shamir R; Parenteral Nutrition Guidelines Working Group; European Society for Clinical Nutrition and Metabolism; European Society of Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN); European Society of Paediatric Research (ESPR).Guidelines on Paediatric Parenteral Nutrition of the European Society of Paediatric Gastroenterology, Hepatology and Nutrition (ESPGHAN) and the European Society for Clinical Nutrition and Metabolism (ESPEN), Supported by the European Society of Paediatric Research (ESPR). J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2005 Nov;41 Suppl 2:S1-87 4. Tan MJ, Cooke RW. Improving head growth in very preterm infants – a randomised controlled trial I: neonatal outcomes. Arch Dis Child Fetal Neonatal Ed 2008; 93: F337-F341