Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_04_09
DOI: 10.1055/s-0029-1222903

Die zweizeitige Mehrlingsgeburt – Eine monozentrische retrospektive Kohortenstudie prognostisch relevanter Parameter

I Rühl 1, M Leubner 1, H Erhardt 2, AW Flemmer 2, A Schulze 3, U Hasbargen 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe - Großhadern, LMU München, München
  • 2Neonatologie der Kinderklinik am Perinatalzentrum, Klinikum der LMU-München, Grosshadern, München
  • 3Perinatalzentrum Klinikum Großhadern, LMU München, München

Einleitung: Kommt es im Rahmen einer Mehrlingsschwangerschaft zur unaufhaltbaren Geburt eines Kindes, scheint in der frühen Frühgeburtlichkeit (<28. SSW) die Prolongation der Schwangerschaft sinnvoll. Es liegen nur unzureichende Erfahrungen vor, ob die Vorteile der gewonnenen Reife durch die maternalen und fetalen Risiken relativiert werden. Ziel der Studie war eine Untersuchung der zweizeitig entbundenen Mehrlinge im Vergleich zu gleichzeitig entbundenen.

Methoden: Zwischen 08/2002 und 08/2007 erfolgten zweizeitige Entbindungen bei 3 Zwillings- und 3 Drillingsschwangerschaften, die einer Kontrollgruppe aus Mehrlingsschwangerschaften gegenübergestellt und bezüglich prognostisch relevanter Faktoren, wie bronchopulmonale Dysplasie (BPD), intracranielle Blutung (ICH) und Retinopathia praematorum (ROP) verglichen wurden.

Ergebnisse: Das mediane Gestationsalter der Erstgeborenen (F1) lag bei 23+4 SSW (22+5 bis 25+4) und bei 26+4 SSW, in der Gruppe der Zweitgeborenen (F2) (25+2 bis 32+0). Es konnte eine mediane Prolongation von 15 Tagen (2 bis 63 Tage) erreicht werden. Alle acht F2 überlebten, zwei von sechs der F1 starben. Eine höhergradige BPD hatten zwei der F1 (50%), zwei der F2 (37,5%) und 17% der Kontrollgruppe (C). Eine ICH III° trat bei zwei F1 (50%) auf, keines der F2 und 12,5% der C waren betroffen. Eine ROP bei Entlassung zeigte sich bei zwei (50%) der F1, bei zwei (33%) der F2 und bei acht (33%) der C. Die Mütter zeigten keine relevante Morbidität.

Zusammenfassung: Eine zweizeitige Entbindung ist nach Abklärung des individuellen Risikoprofils eine Maßnahme um Morbidität und Mortalität frühgeborener Mehrlinge zu reduzieren.