Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_04_08
DOI: 10.1055/s-0029-1222902

Einfluss des Wohnorts auf die Frühgeburtlichkeit – eine Analyse der bayrischen Perinataldaten

S Pildner von Steinburg 1, AL Boulesteix 1, N Lack 2, KTM Schneider 1
  • 1Frauenklinik und Poliklinik der TU München, Klinikum rechts der Isar, Abteilung für Perinatalmedizin, München
  • 2Bayerische Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der stationären Versorgung BAQ, München

Rationale: In den letzten Jahren haben sich jenseits medizinischer auch soziale Faktoren als Risikofaktoren für Frühgeburtlichkeit (FG) erwiesen. In einer unserer früheren Analysen hatte sich gezeigt, dass Frauen aus Gemeinden mit niedrigem Durchschnitts-Einkommen und Frauen aus städtischen Gebieten ein höheres FG-Risiko haben. Wir vergleichen diese Gruppen miteinander, um die zugrunde liegenden Einflussfaktoren näher zu untersuchen. Methodik:Über 800.000 Einlingsschwangerschaften der bayrischen Perinatalerhebung von 1998 bis 2005 wurden analysiert. Kollektive aus Gemeinden mit einem durchschnittlichen Brutto-Einkommen von bis zu 20000 Euro und mehr als 40000 Euro wurden verglichen hinsichtlich mütterlicher Merkmale, Anamnese und sozialem Hintergrund. Ebenso wurden Kollektive aus Stadt und Land verglichen. Ergebnisse: Frauen aus reichen Gemeinden sind signifikant älter, häufiger normgewichtig und rauchen weniger. Sie sind häufiger erstgebärend und haben häufiger Abbrüche und Sterilitätsbehandlungen in der Anamnese. Auch sind sie häufiger aus Deutschland, alleinstehend und berufstätig als Akademikerinnen. Frauen aus städtischen Gemeinden sind signifikant jünger, häufiger untergewichtig und rauchen mehr. Sie sind häufiger erstgebärend und haben häufiger Abbrüche, aber seltener Sterilitätsbehandlungen in der Anamnese. Auch sind sie häufiger alleinstehend und als ungelernte Arbeitskräfte tätig, aber seltener aus Deutschland. Schlussfolgerung: Soziale Faktoren spielen eine große Rolle in der multifaktoriellen Entstehung von FG. Analysen dieser Faktoren können Probleme der FG aufdecken, die sich über medizinische Maßnahmen nicht erreichen lassen.