Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - PO_G_03_02
DOI: 10.1055/s-0029-1222884

Nutzen-Risiko-Abwägung einer Anwendung von TNF-Blockern in der Schwangerschaft

WE Paulus 1, S Schloemp 1, F Stoz 2
  • 1Institut für Reproduktionstoxikologie, Ravensburg
  • 2Oberschwabenklinik, KH St. Elisabeth, Frauenklinik, Ravensburg

Einführung: Rheumatoide Arthritis, M. Crohn oder M. Bechterew beginnen bei Frauen häufig im reproduktiven Alter. Nachdem mit den TNF-Blockern eine neue Substanzklasse zur Behandlung dieser Erkrankungen zur Verfügung steht, stellt sich die Frage einer ausreichenden Sicherheit bei Kinderwunsch. Da neue Daten der FDA den Verdacht auf eine Assoziation mit dem VACTERL-Syndrom ergaben, wird unter dem Einsatz von TNF-Blockern eine sichere Kontrazeption gefordert.

Methoden: Im Rahmen einer prospektiven Followup-Studie wurden von unserem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum zwischen 2002 und 2008 30 Schwangerschaftsausgänge nach Anwendung von TNF-Blockern (Adalimumab: n=8, Etanercept: n=13, Infliximab: n=9) in der Frühgravidität dokumentiert. Die Medikation erfolgte wegen rheumatoider Arthritis (n=20), Psoriasisarthritis (n=4), M. Bechterew (n=3) bzw. M. Crohn (n=3).

Ergebnisse: Aufgrund der Warnhinweise wurde die Behandlung mit TNF-Blockern in 28 Fällen bereits im ersten Trimenon beendet. Lediglich in zwei Fällen setzte man die Behandlung bis zur Geburt fort. Sechs Patientinnen entschieden sich für einen Schwangerschaftsabbruch, in fünf Fällen trat ein Spontanabort im ersten Trimenon ein. Fehlbildungen wurden bei den 19 ausgetragenen Schwangerschaften nicht registriert. Die Geburten erfolgten zwischen SSW 34/6 und SSW 42/0 (Median SSW 39/3) bei einem Geburtsgewicht zwischen 2.420g und 3.810g (Median 2.960g).

Schlussfolgerung: Unsere prospektive Followup-Studie ergab keinen Anhalt für ein teratogenes Potential von TNF-Blockern. Angesichts des begrenzten Datenmaterials kann derzeit eine Fortsetzung der Medikation mit TNF-Blockern in der Schwangerschaft noch nicht empfohlen werden.