Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_N_11_06
DOI: 10.1055/s-0029-1222836

Besser als nur das Stethoskop? Mannheimer Erfahrungen nach einem Jahr mit dem Pulsoxymetrie Screening

J Tautz 1, C Merkel 1, T Schaible 2
  • 1Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim
  • 2Kinderklinik der Universitätsklinik Mannheim, Mannheim

Hintergrund: 1–2 pro 1000 Kinder werden mit einem ductusabhängigen Vitium cordis geboren. Pränatale Diagnostik und klinische Untersuchung gerade bei früher Klinikentlassung nach der Geburt sind erfahrungsgemäß nur in der Lage ca. 60% dieser Kinder zu erkennen. Ein generelles Pulsoxymetriescreening zur Erhöhung der Detektionsrate ist bisher noch umstritten.

Methodik: Lückenlose pulsoxymetrische Messung (Vitaguard VG 3100, Massimo Set) des Geburtenkollektives 2008 an 3 Geburtskliniken(postduktale Sättigung im Alter von 6–16h). Herzultraschall bei Werten unter 90%, Kontrolle bei Werten zwischen 90 und 94% 4–8h später. Keine weiteren Maßnahmen über 95%. Erfassung möglicher verpasster Fälle.

Ergebnisse: Von 3734 Geborenen wurden 97,2% erfasst (incl.615 in die Neonatologie Verlegte). 13 Kinder bekamen aufgrund des vorgegebenen Algorithmus ein Herzecho. 5 Vitien mit Zyanose (2 mal Transposition, 2 mal Lungenvenenfehlmündung, einmal Truncus arteriosus und ein azyanotisches Vitium (AV-Kanal) wurden gefunden, wobei 3 Kinder klinisch auffällig waren. Von 8 falsch positiven Kindern hatten 4 eine persistierende fetale Zirkulation, 2 Kinder eine Atemstörung und 2 Kinder waren unauffällig (100% ige Sensitivität bei geringem positivem Vorhersagewert). Einzig 1 Patient mit kritischer Ista wurde verpasst. 2 Kinder mit pränataler Diagnose wurden am Herzzentrum entbunden. Im Vorjahr ohne die Pulsoxymetrie wurden 36 Notfallechkardiografien angefordert .

Schlussfolgerung: Ohne Pulsoxymetriescreening wären 2 zyanotische, kritische Vitien verpasst worden. Weil die Pulsoxymetrie einfach durchzuführen und kostengünstig ist, sowie die Zahl der Notfallechos reduziert, hat sie sofort eine hohe Akzeptanz erlangt.