Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_N_11_05
DOI: 10.1055/s-0029-1222835

Pulsoximetriescreening (POS) reduziert die diagnostische Lücke bei Neugeborenen (NG) mit kritischen angeborenen Herzfehlern (kAHF) – Ergebnisse einer prospektiven multizentrischen Studie

FT Riede 1, C Wörner 2, C Wörner 1, I Dähnert 2, I Dähnert 1, M Kostelka 2, M Kostelka 3, P Schneider 2, P Schneider 1
  • 1Herzzentrum Leipzig, Klinik für Kinderkardiologie, Leipzig, Leipzig
  • 2Herzzentrum der Universität Leipzig, Leipzig
  • 3Herzzentrum Leipzig, Klinik für Herzchirurgie, Universität Leipzig, Leipzig

Einführung: Das POS wurde als nicht invasives, kostengünstiges Verfahren vorgeschlagen, das eine frühere Diagnose von kAHF ermöglicht.

Fragestellung: Kann das POS die „diagnostische Lücke“ bei kAHF auch bei Anwendung in der täglichen klinischen Routine in Einrichtungen der Tertiär-, Sekundär- und Primärversorgung verkleinern?

Methodik: Prospektive multizentrische Studie. Das POS wurde bei gesunden NG im Alter von 24–72h durchgeführt. NG mit pränataler Diagnose (PD) oder postnatalen Symptomen (Sp) eines kAHF wurden ausgeschlossen. Eine Sauerstoffsättigung (SpO2) von ≥ 96% am Fuss wurde als normal definiert. Bei einer SpO2 von ≤ 95%, die nach einer Stunde bestätigt wurde, erfolgten eine eingehende klinische Untersuchung und eine Echokardiografie.

Ergebnisse: Von 07/2006–06/ 2008 wurden 42691 NG aus 34 Einrichtungen eingeschlossen. 70 NG (PD n=52, Sp n=18) wurden ausgeschlossen. 741 NG erhielten kein POS, hauptsächlich wegen einer ambulanten Geburt (n=673, 91%). Das POS wurde bei 41950 NG durchgeführt. Das POS war richtig positiv bei 14 (TAPVD n=5, TGA(-VSD) n=4, PA-VSD n=2, HLHS, Taussig-Bing-Syndrom und PTA-IAA je n=1), falsch positiv bei 33 (gesund n=12, PPHN n=15, Sepsis n=6), richtig negativ bei 41899 und falsch negativ bei 4 (ISTA(-VSD) n=3, TGA-VSD n=1) NG. Hieraus errechnen sich eine Sensitivität von 77,78%, eine Spezifität von 99,92%, ein positiver prädiktiver Wert von 29,79% und ein negativer prädiktiver Wert von 99,99%.

Diskussion: Das POS kann die postnatale “diagnostische Lücke“ bei NG mit kAHF verkleinern und auch bei PPHN oder Sepsis zur Diagnose führen. Falsch positive Ergebnisse sind ausgesprochen selten. Das POS sollte in die Routineversorgung von NG integriert werden.