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DOI: 10.1055/s-0029-1222827
Hannoversche Frühgeborenen-Langzeitstudie: Entwicklungsneurologisches Outcome im Alter von 10 Jahren. – Lassen sich neuroprotektive Effekte einer Erythropoietin-Behandlung nachweisen?
Fragestellung: In tierexperimentellen Studien wurde ein neuroprotektiver Effekt von Erythropoietin (Epo) nachgewiesen. Im Rahmen der Hannoverschen Frühgeborenen-Langzeitstudie wurde geprüft, ob es einen Unterschied im Outcome zwischen Frühgeborenen <1000g Geburtsgewicht (ELBW) mit und ohne Epo-Therapie gibt.
Methodik: Von den im Zeitraum 01/93–12/98 versorgten 200 ELBW überlebten 171, 148 (87%) konnten neurologisch und psychometrisch (HAWIK III) bis zum Alter von 10 Jahren nachuntersucht werden. Das Outcome der ELBW mit frühzeitigem Beginn (3.–14. LT) einer Epo-Therapie in der für die Stimulation der Erythropoese üblichen Dosis (n=77) wurde mit dem nicht behandelter Kinder verglichen (n=57).
Ergebnisse: Die Epo-Gruppe schnitt sowohl im Gesamtergebnis (Normalentw. bei 52% vs. 39%) als auch in der testpsychologischen Untersuchung (Gesamt-IQ [MW] 90 vs. 83) besser ab als nicht behandelte Kinder. Dabei fanden wir bei Kindern ohne Hirnblutung (IVH) keinen Effekt auf das Outcome. Kinder mit IVH hingegen profitierten ganz besonders von der Epo-Therapie: Normalentwicklung bei 50% vs. 6%, zeitgerechte Regelbeschulung bei 46% vs. 6%. (p < ,01), Gesamt-IQ [MW] 90 vs.73 (p < ,001), ODDS (log. Regr.): 20 (2,2–182). Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht signifikant in prognostisch relevanten Parametern wie Reifealter, Geburtsgewicht, Apgar, CRIB-Score, Beatmung, Sepsis, IVH und psychosozialen Daten.
Schlussfolgerung: Die Tatsache, dass insbesondere ELBW mit Hirnblutungen von der Therapie profitieren, bestätigt einen neuroprotektiven Effekt von Erythropoietin. Für die Behandlung extrem unreifer Frühgeborener eröffnet sich damit eine vielversprechende präventiv-therapeutische Option.
ELBW - Entwicklungsneurologisches Outcome - Erythropoietin - Neuroprotection