Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_N_10_02
DOI: 10.1055/s-0029-1222825

Hannoversche Frühgeborenen-Langzeitstudie – Prävalenz von Verhaltensauffälligkeiten bei regel- und förderbeschulten ELBW-Kindern im Alter von 10 Jahren

S Kielhorn 1, M Wachtendorf 2, W Voss 2, AP Neubauer 3, T Jungmann 1
  • 1Leibniz Universität Hannover, Institut für Sonderpädagogik, Philosophische Fakultät, Hannover
  • 2Sozialpädiatrisches Zentrum, Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover
  • 3Kinderkrankenhaus auf der Bult, Neonatologie, Hannover

Fragestellung: Im Rahmen dieser prospektiven Studie zum entwicklungsneurologischen Outcome von Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1.000g (ELBW) wird erstmals geprüft, ob sich Unterschiede in der Prävalenz von Verhaltensauffälligkeiten zwischen regel- und förderbeschulten Kindern ergeben.

Methode: Von den im Zeitraum 01/93–12/98 versorgten 200 ELBW-Kindern überlebten 171, 148 (87%) konnten neurologisch und psychometrisch im Alter von 10 bis 13 Jahren nachuntersucht werden. Um die Prävalenz von Verhaltensauffälligkeiten zu erfassen, wurde der Elternfragebogen CBCL/4–18 eingesetzt. 130 der 148 Eltern erklärten sich bereit, diesen auszufüllen.

Ergebnisse: Erwartungsgemäß sind ehemals frühgeborene Förderschüler signifikant häufiger von externalisierenden Verhaltensauffälligkeiten, wie z.B. Aggressivität, betroffen als Regelschüler (54,3% vs. 22,3%, p < ,001). Aber auch internalisierendes Problemverhalten, z.B. sozialer Rückzug oder Depressivität, tritt bei diesen signifikant häufiger auf (62,9% vs. 38,4%, p < ,05). Allerdings sind auch die ehemals frühgeborenen Regelschüler häufiger von internalisierenden Verhaltensauffälligkeiten sowie von Aufmerksamkeitsproblemen betroffen als die Normalpopulation (38,4% vs. 16% bzw. 45,9% vs. 16%, jeweils p < ,001).

Schlussfolgerung; Verhaltensauffälligkeiten sind ein bisher wenig beachtetes, aber bedeutendes Problem von ELBW-Kindern im Schulalter. Dies gilt insbesondere für Förderschüler, allerdings muss auch bei Regelschülern auf Aufmerksamkeitsprobleme und internalisierende Verhaltensauffälligkeiten geachtet werden, da diese signifikant häufiger als in der Normalpopulation auftreten.