Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_N_07_01
DOI: 10.1055/s-0029-1222805

Materno-fetale Hyperoxygenierung führt zur Größenzunahme hypoplastischer Linksherzstrukturen bei Ungeborenen

T Kohl 1, R Stressig 1, K Tchatcheva 1, P Kozlowski 1, U Gembruch 1
  • 1Deutsches Zentrum für Fetalchirurgie & minimal-invasive Therapie, Bonn

Hintergrund: Eine Unterentwicklung des linken Herzens bei gleichzeitig guter Kammerpumpfunktion wird in etwa 8% der pränatal diagnostizierten Herzfehlbildungen beobachtet. Eine materno-fetale Hyperoxygenierung (HO) in der Spätschwangerschaft führt zu einer Zunahme des pulmonal-venösen Rückflusses zum linken Herzen des Feten.

Patienten &Methoden: 10 Feten der Spätschwangerschaft zeigten unterschiedlich ausgeprägte Unterentwicklungen der linken Herzseite sowie der Aorta inklusive Bogenbereich. Wir untersuchten den Einfluss einer materno-fetalen HO auf die Größe der hypoplastischen kardiovaskulären Strukturen. Daneben wurde auf das Auftreten von potentiellen Nebenwirkungen der experimentellen Therapie für Schwangere und Fetus geachtet.

Ergebnisse:Über einen Zeitraum von 9 bis 19 Tagen zeigte sich unter materno-fetaler HO eine deutliche Größenzunahme hypoplastischer Linksherzstrukturen bei allen behandelten Feten. 4 der 8 Feten, bei denen nachgeburtlich eine Aortenbogenintervention erwartet wurde, konnten ohne Intervention nach Hause entlassen werden. Einer der beiden Feten, bei denen die Notwendigkeit einer univentrikulären Palliation erwartet wurde, konnte biventrikulär korrigiert werden. Bei 3 Feten war der Wachstumseffekt wegen hämodynamisch bedeutender Ventrikelseptumdefekte reduziert.

Schlussfolgerungen: Die materno-fetale HO in der Spätschwangerschaft führt zu einer deutlichen Größenzunahme hypoplastischer kardiovaskulären Strukturen bei Ungeborenen mit unterentwickelten linken Herzen bei gleichzeitig guter Kammerpumpfunktion (Hypoplastischer Linksherzkomplex, nicht Syndrom!). Größere Ventrikelseptumdefekte limitieren den Effekt der Methode auf kleine Kammern.