Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_G_07_06
DOI: 10.1055/s-0029-1222756

Mehrlingsschwangerschaft, Spontanpartus möglich und gewünscht?

A Reitter 1, J Kohl 1, BA Schnappauf 1, F Louwen 1
  • 1Zentrum für Frauenheilkunde, Universitätsklinik Frankfurt, Frankfurt

Einleitung:

Die Inzidenz von Mehrlingsschwangerschaften ist steigend, der Geburtsmodus soll untersucht werden. Die Morbidität nach Sectio caesarea ist gering, allerdings sind Risiken für Folgeschwangerschaften beschrieben. Indikation für die Prüfung eines Geburtsmodus ist neben der geburtshilflichen assoziierten Komplikation die präpartale fetale Lage.

Methode:

An dem Perinatalzentrum der Universitätsklinik Frankfurt am Main werden alle Mehrlingsschwangerschaften der Jahre 2005–2008 ausgewertet. Die Gesamtgeburtenzahl in diesem Zeitraum betrug 5437. Die ausgewerteten Mehrlingsschwangerschaften sind 255, davon 242 Zwillinge, 12 Drillinge und 1 Vierlinge.

Ergebnisse:

Die Geminientbindungen wurden in 102/242 vaginal entbunden, insgesamt bei 19/102 war eine Extraktion bzw Manualhilfe des zweiten Geminus notwendig. In 65/242 wurde eine primäre Sectio in 56/242 eine sekundäre Sectio durchgeführt. In den beiden Gruppen war die Rate von Frühgeburten erhöht. Eine eilige Sectio wurde in 14/242 Fällen durchgeführt. In 4/242 Fällen wurde eine Sectio für den zweiten Geminus durchgeführt.

2/12 der Drillingsschwangerschaften hatten einen SPP, 10/12 wurden per Sectio caesarea entbunden (primäre Sectio 8/12, sekundäre Sectio 2/12). Die Vierlinge wurden per primärer Sectio entbunden.

Diskussion:

Höhergradige Mehrlinge (Trigemini, Vierlinge) werden bis auf wenige Ausnahmen per Sectio caesarea entbunden. Gemini können wie in unserem Kollektiv deutlich sicher vaginale entbunden werden. Bei der geburtshilflichen Möglichkeit der Extraktion des zweiten Zwillings kann ohne Erhöhung der kindlichen oder maternalen Morbidität eine Sectio caesarea am zweiten Geminus vermieden werden.