Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - FV_G_06_02
DOI: 10.1055/s-0029-1222745

Prä- und postpartale Belastungsfaktoren werdender Eltern mit Präeklampsie und HELLP-Syndrom – Eine Evaluation psychosozialer Faktoren und deren Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf

B Leeners 1, B Winkel 2, M Wasser 3, S Kuse 3, A Schmitt 3, W Rath 4
  • 1Klinik für Reproduktions-Endokrinologie, Dept. Frauenheilkunde, Universitätsspital Zürich, Zürich, Schweiz
  • 2Klinik für Reproduktions-Endokrinologie, Dept. Frauenheilkunde, Universitätsspital Zürich, Zürich, CH
  • 3Gestosefrauen e.V., Issum
  • 4Frauenklinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, UK Aachen, Aachen

Fragestellung: Verschiedene spezifische Belastungsfaktoren bei hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (HES) tragen dazu bei, dass diese Komplikationen nicht nur somatisch sondern auch psychosomatisch eine grosse Herausforderung für Betroffene und das behandelnde medizinische Team darstellen. Ziel der vorliegenden Studie war die Erfahrungen von Frauen nach der Diagnose einer HES mit verschiedenen Belastungsfaktoren zu untersuchen. Methodik: Ein für diese Fragestellung entwickeltes Fragebogeninventar wurde von 738 Frauen mit mindestens einer HES ausgefüllt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Student-t, Fisherrsquor; s exact und Chi Quadrat Test. Ergebnisse: Die drei Hauptbelastungsfaktoren waren die Unsicherheit in Bezug auf die Gesundheit des Kindes (307/41.6%), die Dauer des Krankenhausaufenthaltes (97/57%) und eine Entbindung per Sectio caesarea (226/39%). Die meisten Stressoren variierten stark mit dem Schwangerschaftsalter bei Entbindung, jedoch zeigte die Art der HES keinen Einfluss auf die Ergebnisse. Als wichtigster protektiver Faktor wurde die durch das Pflegepersonal gewährte Unterstützung sowie eine kurze Distanz zur neonatologischen Intensivstation genannt. Schlussfolgerung: Die Diagnose einer HES führt zu ausgeprägtem Stress in der Schwangerschaft. Neben den Belastungsfaktoren bei anderen geburtshilflichen Komplikationen müssen sich Frauen bei einer HES sowohl mit der plötzlichen Veränderung des kindlichen Gesundheitszustandes wie auch mit ihrer eigenen teilweise lebensbedrohlichen Situation auseinandersetzen. Da Stress eine ungünstige Wirkung auf den Krankheitsverlauf haben kann, sollten diese Aspekte in die geburtshilfliche Betreuung integriert werden.