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DOI: 10.1055/s-0029-1222067
Auf Urinkreatinin normalisierte Albuminurie ist beim Screening auf beginnende Nephropathie bei Patienten mit Diabetes mellitus weniger störanfällig als nur die Bestimmung von Mikroalbumin allein und führt zu weniger falsch positiven oder negativen Befunden
Fragestellung: Bei Patienten mit Diabetes ist Mikroalbumin (MIA) im Urin ein Screeninginstrument für eine beginnende Nierenschädigung und wird auch in der Qualitätssicherung (z.B. DMP) eingesetzt. Die Bestimmung findet aus praktischen Gründen am häufigsten im Spontanurin statt, ein Wert >20mg/l gilt als pathologisch. Hierbei treten im Grenzbereich oft schwankende Werte auf, da die Diuresemenge schwankt. Wir untersuchten, ob ein Bezug auf das Urinkreatinin (MIA/g Kreatinin) die Reproduzierbarkeit der Befunde erhöht.
Patienten und Methode: Alle Besuche von Pat. mit Diabetes mellitus Typ 1 und 2 in der eine Zuordnung von MIA und MIA/gKrea möglich war, wurden aus der elektronischen Krankenakte EMILâ exportiert (n=3716 Datensätze, durchschnittliche Anzahl der Besuche 2,1 (Spanne 1–14), Zeitraum 06/2000–01/2008), 326 Pat. mit DM1 (Alter46,1±15,6J., Diabetesdauer 18,3±12,8J., BMI 26,5±4,4kg/m2, HbA1c 8,14±1,47%, Serumkreatinin 93,5±39,7µmol/l, RRsyst 135,7±16,6, diast. 77,0±7,4mmHg) und 1468 Pat. mit DM2 (Alter 64,6±11,4J., Diabetesdauer 12,3±9,0J., BMI32,4±6,1, HbA1c 7,80±1,53%, Kreatinin111,1±67,5µmol/l, RRsyst 135,2±11,2mmHg, diast. 77,5±8,5mmHg). Dialysepflichtig waren 10 Pat. (DM1=1, DM2=9). Die pro Besuch erfassten Werte und das Ausmaß der Abweichung wurden verglichen.
Ergebnisse: Das Serumkreatinin betrug 108,0±63,9µmol/l, eine Proteinurie>1g/l lag bei 58 Pat. vor (3,2%) bezogen auf mit MIA/g Urinkrea bei 76 (4,2%) (p<0,001). MIA war im Mittel signifikant niedriger als MIA/Urinkrea (141,7±415,1mg/l; 177,8±550,0mg/g, p<0,001). Ein normales MIA bei bereits erhöhtem MIA/Urinkrea lag in 280 (7,5%), ein erhöhtes MIA bei normalem MIA/Urinkrea in 234 Fällen (6,3%) vor (p=0,04). Instabiles Verhalten im Grenzbereich zur Nephropathie (Wechsel zwischen pathologischen und normalen Werten bei mehr als einmaliger Bestimmung) kam bei MIA in 204 (5,5%), bei MIA/Urinkrea in 155 (4,2%) der Fälle vor (p=0,010).
Schlussfolgerung: Die Werte der Urinkreatinin gewichteten Albuminurie (MIA/Urinkrea) liegen Vergleich zur nicht gewichteten Variante (MIA) im Schnitt signifikant niedriger und neigen signifikant weniger zu Schwankungen bei Mehrfachbestimmungen im Verlauf, weil die unterschiedliche Diuresemenge durch den Urinkreatininbezug normiert werden kann. Die alleinige Verwendung von MIA hätte in 13–14% der Bestimmungen zu einer Fehleinschätzung bezüglich einer Nierenschädigung geführt (7,5% falsch negativ, 6,3% falsch positiv). Im Screening sollte deshalb der an das Urinkreatinin gewichteten Albuminurie der Vorzug gegeben und die strukturierten Versorgungs- und Qualitätssicherungsprogramme dahingehend modifiziert werden (z.B. DMP).