Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_113
DOI: 10.1055/s-0029-1221918

Übergewicht bei Manifestation und während der Therapie bei pädiatrischen Patienten mit Typ 1 Diabetes

HP Schwarz 1, R Stachow 2, S Koch 3, K Placzek 4, I Knerr 5, J Rosenbauer 6, B Rami 7, T Reinehr 8, RW Holl 9
  • 1Universitätskinderklinik, Endokrinologie/Diabetologie, München, Germany
  • 2LVA Hamburg, Fachklinik für Kinder und Jugendliche, Sylt, Germany
  • 3Bayern Süd, Fachklinik für Kinder und Jugendliche, Gaissach, Germany
  • 4Universität Halle, Kinderklinik, Halle, Germany
  • 5Universitätskinderklinik, Diabetes und Stoffwechsel, Erlangen, Germany
  • 6Deutsches Diabetes Zentrum, Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
  • 7Universität Wien, Kinderklinik, Wien, Austria
  • 8Universität Herdecke, Kinderklinik, Datteln, Germany
  • 9Universität Ulm, ZIBMT, Ulm, Germany

Eine übermässige Gewichtszunahme wurde bei Typ 1 Diabetes bereits vor Manifestation (Accelerator Hypothese) und als Nebenwirkung der intensivierten Insulintherapie beschrieben. Untersuchungen im Kindesalter sind erschwert durch die Alters- und Geschlechtsabhängigkeit des BMI und durch die weltweite Zunahme der Adipositas. In der DPV Datenbank waren bis März 2008 Angaben von 11.684 Patienten mit Typ 1 Diabetes im Alter <20 Jahre vorhanden, welche zwischen 1995 und 2007 von 201 Diabeteszentren in Deutschland und Österreich erhoben worden waren. Jedes teilnehmende Zentrum führt lokal eine standardisierte Dokumentation seiner Patienten durch. Die Daten werden pseudonymisiert und zweimal jährlich zu einer zentralen Auswertung übermittelt. Bei potentiell inkonsistenten Daten erfolgt eine Rückmeldung an die entsprechende Klinik zwecks Verifizierung. Referenzdaten zum BMI von über 34.000 deutschen Kindern und Adoleszenten dienen zur Errechnung des BMI-SDS-LMS (Cox Transformation nach Cole et al.). Bei Manifestation des Diabetes war der BMI-SDS bereits erhöht auf +0,43±0,70 bei Patienten <5 Jahre, im Vergleich zu +0,36±0,89 (5–10Jähirge), +0,24±1,0 (10–15Jährige) und +0,18±0,98 bei 15–20Jährigen (p<0,0001). Bei Manifestation war der BMI-SDS bei Knaben höher als bei Mädchen (p<0,0001) und auch höher bei Patienten mit Migrationshintergrund (p<0,02). Eine Multiregressionsanalyse ergab, dass während dem weiteren Verlauf des Diabetes sowohl weibliches Geschlecht als auch Dauer der Erkrankung und Migrationshintergrund unabhängig mit zunehmendem BMI-SDS verbunden waren (alle, p<0,0001). Der BMI-SDS war höher bei Patienten mit Insulinpumpen (+0,54) verglichen mit Patienten mit intensivierter konventioneller Insulintherapie (+0,49; p n.s.) und Patienten mit konventioneller Insulintherapie (+0,41; p<0,0001). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass Kinder und Adoleszente bei Manifestation des Typ 1 Diabetes im Vergleich zu gesunden Kontrollkindern bereits deutlich übergewichtig sind und während den folgenden Jahren weiterhin an Gewicht zunehmen. Ein Faktor dabei ist sicher die Insulinbehandlung. Ein zusätzlicher Faktor stellt die demographische Variabilität dar. Somit ist eine weitere Optimierung der Diabetesbehandlung in Hinsicht auf Gewichtskontrolle dringend notwendig.