Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_110
DOI: 10.1055/s-0029-1221915

Manifestation und Verlauf eines Diabetes bei congenitalem Hyperinsulinismus – Langzeiterfassung im Diabetes-Qualitätsmanagement-System (DPV)

K Mohnike 1, S Empting 1, I Knerr 2, T Meissner 3, W Rabl 4, K Ziegenhorn 1 RW Holl 5, DPV-Studiengruppe
  • 1Universitätskinderklinik, Magdeburg, Germany
  • 2Universitätsklinikum Erlangen, Kinder-und Jugendklinik, Erlangen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Düsseldorf, Germany
  • 4Kinderklinik und Poliklinik der Technischen Universität München, Kinderklinik des Krankenhaus Schwabing, München, Germany
  • 5Universität Ulm, ZIBMT, Ulm, Germany

Der congenitale Hyperinsulinismus (CHI) führt meist bereits im Neugeborenenalter infolge inadäquat hoher Insulinsekretion zu schweren Hypoglykämien. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen liegt ursächlich ein kleiner Fokus (<5mm Durchmesser) vor, der durch L-DOPA-PET/CT lokalisiert und durch eine begrenzte Pankreasoperation geheilt werden kann. Bei diffuser Form des CHI wird eine konservative Therapie mittels Diazoxid bzw. Octreotid und adäquater Diät eingeleitet. Um irreversiblen Hirnschäden vorzubeugen, ist im Einzelfall eine subtotale Pankreatektomie indiziert. Mutationen in ABCC8, KCNJ11, Glukokinase, GLUD und UCP2 wurden ursächlich für die inadäquate Insulinsekretion nachgewiesen. Hypoglykämieepisoden im Kindesalter werden unter konservativer Therapie seltener, insbesondere bei milderen Verläufen. Leibowitz et al. berichteten bei >50% der Kinder nach subtotaler Pankreatektomie nach zuvor jahrelanger Euglykämie über eine Diabetesmanifestation (JCEM 80: 386–92, 1995). Um die Entwicklung des Diabetes bei CHI zu untersuchen, analysierten wir die prospektive Langzeitdokumentation aus dem Diabetes-Patienten-Verlaufsdaten (DPV) Register. Zum Zeitpunkt der Datenanalyse (non-interventional audit) waren aus 20 Betreuungszentren im DPV-Register 25 Kinder und Jugendliche (12männlich) mit Diabetes bei CHI im mittleren Alter von 14,9 Jahren (4,67–20,9) erfasst. Im Vergleich wurden 50 645 Patienten (52% männlich) mit Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) im Alter bis 20 Jahre aus 269 Betreuungszentren aus Deutschland und Österreich dokumentiert. Zwischen den Gruppen mit Diabetes mellitus bei CHI und bei T1DM wurden signifikante Unterschiede (nicht parametrischer Kruskal-Wallis-Test) für folgende Parameter nachgewiesen: Alter bei Diabetesmanifestation im Mittel 7,3 (0–17,7) vs. 9,8 Jahre, Diabetesdauer zum Zeitpunkt der Analyse 7,6 (0,92–17,4) vs. 5,5 Jahre, BMI-SDS 0,84 (-1,05/3,5) vs. 0,49 SDS, Körperhöhen-SDS -0,62 (-2,2/1,1) vs. -0,02 SDS. Die mittlere tägliche Insulindosis liegt bei 0,7 (0,1/1,2) vs. 0,79 U/kg Körpergewicht, der HbA1c 7,6 (5,4/12) vs. 7,9%.

Schlussfolgerungen:

(1) Patienten mit CHI haben ein erhöhtes Risiko für die Diabetesmanifestation schon in der Präpubertät.

(2) Im Vergleich zu T1DM sind die Kinder häufiger übergewichtig und haben eine verminderte Körpergröße.

(3) Insulinbedarf und HbA1c unter Therapie sind mit den Ergebnissen der Therapie bei T1DM vergleichbar.