Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - P_106
DOI: 10.1055/s-0029-1221911

GDM-Screening erfasst nicht alle Risikoschwangeren – auch klinische und anamnestische Parameter müssen berücksichtigt werden

A Walscheid 1, D Braun 2, K Gutmann-Feisthauer 2, JP Hanker 1, T Schürmeyer 2
  • 1Mutterhaus der Borromäerinnen, Gynäkologie und Geburtshilfe, Trier, Germany
  • 2Mutterhaus der Borromäerinnen, Innere Medizin 2, Trier, Germany

Fragestellung: Unterschiede im Outcome bei Schwangeren mit unterschiedlichen Graden der Glucosetoleranzstörung

Methodik: GDM-Screening in 50 von 55 gynäkologischen Praxen der Region. Retrospektive Analyse aller Frauen, die 2001–2007 zur weiteren Abklärung vorgestellt und im geburtshilflichen Zentrum entbunden wurden.

Ergebnisse: N=601 Frauen. Ausgeschlossen 19 Frühgeburten und 1 Totgeburt. Gruppe 1: GDM n=180, Gruppe 2: IGT n=213. Gruppe 3: unauffälliger 75g-oGTT n=79, Gruppe 4: kein oder unauffälliger oGTT, aber nach der 28. SSW pathologische Spontan-BZ-Werte n=109. Alter 32±5,4 Jahre/32±5,5 Jahre/31,3±5,4 Jahre/32±5,3 Jahre. Anzahl der Graviditäten: 1,2±1,6/2,0±1,2/2,1±1,0/2,3±1,2. BMI: 27,59±6,6kg/m2/25,7±6,3kg/m2/23,8±5,3kg/m2/25,9±5,5kg/m2. Risikofaktoren (Diabetes bei erstgradigen Angehörigen, früherer GDM, früheres makrosomes Kind, BMI >26kg/m2): 58,9%/45,3%/27,8%/52,3%. SSW der Erstvorstellung 26,6±6,2/27,1±1,5/28,2±3,9/28,2±7,5. OGTT (75g) nü: 95,9±15,1mg/dl/88,9±10,1mg/dl/80,4±7,9mg/dl/81±7,2mg/dl, 1 Std.: 199,2±25,7mg/dl/174,1±26,8mg/dl/144,3±17,8mg/dl/162,5±15,8mg/dl, 2 Std.: 151,4±33,4mg/dl/125,1±20,2mg/dl/114,1±15,8mg/dl/119,9±21mg/dl. HbA1c bei Erstvorstellung 5,1±0,4%/4,8±0,4%/ 4,7±0,3%/5,0±0,7%, HbA1c vor Entbindung 5,1±0,4%/5,0±0,3%/ -/5,0±0,4%. Gesamtzahl Insulintherapie: n=280, Insulintherapie Gruppe 1–4: 68,3%/46,9%/-/54,1%. Gesamtzahl Ernährungstherapie: 211. Ernährungstherapie Gruppe 1–4: 29%/50%/-/41,3%. Geburtsmodus: spontan 53,8%/64,6%/58,3%/57,8%; Sectio caesarea 41,6%/30,2%/40,5%/ 37,6%. Vaginal-operativ: 4,4%/4,7%/1,2%/4,6%. (Vergleich Geburtsmodus „Normalkollektiv“: spontan 57,8%, Sectio 36,3%, vag.-op. 5,8%). Geburtsgewicht: 3480,0±521g/3462,8±462g/3428,4±444g/3494,0 ±442g. Makrosomie: 11,1%/12,7%/9,5%/9,2%. Kindliche Hypoglykämien: 9,4%/5,2%/4,0%/12,8%. Verlegungsrate in Neonatologie: 25,8%/ 20,7%/11,4%/25,7%.

Eine Subgruppe von 17,7% der zugewiesenen Frauen wird trotz eines nahezu flächendeckenden Screenings nicht als Risikogruppe identifiziert, zeigt aber ein fetales Qutcome wie beim manifesten GDM.

Schlussfolgerung: Neben dem (wiederholten) 75g-oGTT sollten anamnestische und klinische Parameter eine Weiterbehandlung legitimieren.