Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_70
DOI: 10.1055/s-0029-1221866

Der Einfluss von Kaffeekonsum auf subklinische Entzündung: Eine klinische Studie

K Kempf 1, C Herder 1, H Kolb 1, 2, W Koenig 3, S Bidel 4, S Kuha 4, J Tuomilehto 4
  • 1Deutsches Diabetes-Zentrum, Institut für Klinische Diabetologie, Düsseldorf, Germany
  • 2Hagedorn Research Institute, Kopenhagen, Denmark
  • 3Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany
  • 4University of Helsinki, Helsinki, Finland

Fragestellung: Kaffee ist eines der weltweit am häufigsten konsumierten Getränke. Er stellt eine komplexe Mischung hunderter Stoffe mit potentiell immunmodulatorischen Eigenschaften dar, die natürlicherweise enthalten sind oder aber durch den Röstprozess entstehen. Da die subklinische Entzündung einen Risikofaktor für Typ 2 Diabetes mellitus (T2DM) und seine Spätfolgen darstellt, ist der Einfluss von Kaffee auf Immunmediatoren klinisch relevant. Aufgrund der aktuell kontroversen Datenlage war es das Ziel der Studie, den Einfluss steigender Kaffeedosierungen auf die Serumspiegel von Immunmediatoren zu untersuchen, sowie die Assoziationen zwischen erhöhten Konzentrationen an Kaffee-Metaboliten und Änderungen der Immunmediatorspiegel zu charakterisieren.

Methoden: 47 Kaffeekonsumenten (23% Männer) im Alter von 32–66 Jahren und einem BMI von 22–47kg/m2 wurden in diese einfach-verblindete klinische Studie aufgenommen. Im ersten Monat tranken die Teilnehmer keinen Kaffee, im zweiten Monat 4 Tassen (1 Tasse=1,5 dl) und im dritten Monat 8 Tassen pro Tag. Am Ende jedes Monats wurden die Serumkonzentrationen verschiedener Kaffee-Metabolite und Immunmediatoren mittels Gaschromatografie/Massenspektrometrie bzw. Multiplex-Technologie und ELISA bestimmt. Unterschiede wurden mittels Friedman und Dunn's Test bzw. Assoziationen mittels Spearman-Korrelation berechnet.

Ergebnisse: Beim Vergleich der Daten nach 4-wöchiger Kaffee-Abstinenz vs. 4 vs. 8 Tassen Kaffee pro Tag zeigte sich der erwartete Anstieg der Kaffee-Metabolite sowie ein Unterschied für Interleukin (IL)-18 und Apolipoprotein A1. Der Konsum von 8 Tassen Kaffee pro Tag ließ im Vergleich zur Kaffee-Abstinenz IL-18 signifikant absinken (von 127±56 auf 122±69 pg/ml; p<0,01) und Apolipoprotein A1 ansteigen (von 1,6±0,3 auf 1,7±0,3g/l; p<0,05). Keinen Effekt hatte Kaffee auf IL-6, IL-1-Rezeptor-Antagonist (IL-1ra), MIF (macrophage migration inhibitory factor), Leptin, C-reaktives Protein und Serum Amyloid A. Desweiteren bestand eine Korrelation zwischen ansteigenden Kaffee-Metabolitkonzentrationen und Änderungen der Adiponektin- und IL-1ra-Spiegel. Die Differenz der Adiponektinspiegel (bei 8 vs. 0 Tassen) war signifikant mit der Zunahme von Theobromin (r=0,374, p=0,010), Paraxanthin (r=0,394, p=0,006), Theophylin (r=0,421, p=0,003), Koffein (r=0,442, p=0,002), 3-(3-Hydroxy-4-Metoxyphenyl)-Propionsäure (DHIFA; r=0,323, p=0,027) und Ferulasäure (r=0,328, p=0,025) assoziiert. Im Gegensatz dazu war IL-1ra negativ mit 3-(3-Hydroxyphenyl)-Propionsäure (r=-0,488, p=0,001), Kumarsäure (r=-0,477, p=0,001), 3-(3,4-Dihydroxyphenyl)-Propionsäure (r=-0,352, p=0,015), DHIFA (r=-0,373, p=0,010), 3-(4-Hydroxy-3-Metoxyphenyl)-Propionsäure (r=-0,304, p=0,038) und Ferulasäure (r=-0,289, p=0,049) korreliert.

Schlussfolgerung: Kaffeekonsum scheint hauptsächlich positive Effekte auf Immunmediator- und Lipidspiegel zu haben, die mit dem Risiko für T2DM und/oder kardiovaskuläre Komplikationen assoziiert sind.