Diabetologie und Stoffwechsel 2009; 4 - FV_23
DOI: 10.1055/s-0029-1221819

Hypoglykämiewahrnehmungsstatus und Stärke der Assoziation zwischen Glukosespiegel und QTc-Intervall-Länge – eine Monitoring-Studie

T Kubiak 1, A Wittig 1, C Koll 1, B Mraz 2, U Herrmann 3, H Weber 1, W Kerner 3
  • 1Institut für Psychologie, Universität Greifswald, Greifswald, Germany
  • 2Menarini Diagnostics, Berlin, Germany
  • 3Klinikum Karlsburg, Karlsburg, Germany

Fragestellung: Hypoglykämieassoziierte Verlängerungen des QT-Intervalls werden als Mechanismus für das so genannte “dead in bed“-Syndrom bei Typ 1 Diabetes mellitus diskutiert. Bisherige Befunden demonstrierten eine hohe interindividuelle Variabilität in der Glukosespiegel-QTc-Längen-Assoziation. Ziel dieser Studie war es, (a) individuelle Kennwerte für die Stärke dieser Assoziation abzuleiten und (b) Prädiktoren für die Stärke der Assoziation zu identifizieren.

Methodik: N=20 Typ 1 Diabetespatienten wurden untersucht (Alter M[SD] 43,6 [10,8] Jahre, Geschlecht männlich n[%] 10 [50,0], HbA1C M[SD] 8,5 [1,0] %, beeinträchtigte Hypoglykämiewahrnehmung n[%] 6 [30,0]). Eine kontinuierliche Glukosemessung und ein Holter-EKG-Monitoring wurden für 48 Stunden durchgeführt. Mixed Regression Modelling wurde eingesetzt, um der Datenstruktur gerecht zu werden, und die patientenspezifischen Regressionskoeffizienten mittels Empirical Bayes Prediction geschätzt.

Ergebnisse: Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Glukosespiegel und QTc Intervalllänge konnte beobachtet werden (b[SE]=-0,65[0,17], p=0,000; log likelihood=-14885,912, p=0,001). In der explorativen Regressionsanalyse war der Hypoglykämiewahrnehmungsstatus der einzige signifikante Prädiktor der individuellen Stärke des QTc-Glukose-Zusammenhangs: In der Gruppe der Patienten mit beeinträchtigter Hypoglykämiewahrnehmung war ein niedriger Glukosespiegel nicht mit einer QTc-Verlängerung assoziiert.

Schlussfolgerungen: Mittels Mixed Regression können individuelle Kennwerte für den Zusammenhang von QTc-intervalllänge und Glukosespiegel auf Patientenebene abgeleitet werden. Der Befund, dass bei einer beeinträchtigten Wahrnehmung kein Zusammenhang zwischen QTc und Glukosespiegel beobachtbar war, steht im Einklang mit Befunden zur Rolle einer Sympathikusaktivierung bei Unterzuckerungen als ein pathogenetischer Mechanismus für den Glukose-QTc-Zusammenhang.