Rofo 2009; 181 - RK407_3
DOI: 10.1055/s-0029-1221138

Aktueller Stand zur nephrogenen systemischen Fibrose

HP Schlemmer 1
  • 1Radiologische Klinuik, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Tübingen

Bei der „nephrogenen systemischen Fibrose“ (NSF) tritt eine sklerodermieartige Veränderung der Haut und des Bindegewebes auf, die bei Involvierung von Organen sogar bis zum Tode führen kann. Beobachtet wurde die Erkrankung erstmals 1997 bei Patienten mit schwerer, dialysepflichtiger Niereninsuffizienz. Im Mai 2006 wurde der Zusammenhang mit der intravenösen Applikation von Gd-haltigen Kontrastmittel publiziert. Die weitaus meisten gemeldeten Fälle traten bislang nach Applikation von Gadodiamid (Omniscan) und Gadopentetat Dimeglumin (Magnevist) auf. Pathogenetisch ist die Freisetzung des hochtoxischen Gd aus dem Chelat mit konsekutiver Induktion einer Fibrose höchstwahrscheinlich. Das Erkrankungsrisiko hängt entscheidend von der Verweildauer des Gd-Komplexes im Körper, dessen Stabilität sowie der chemischen Zusammensetzung im Interstitium ab, was wiederum vom Kontrastmitteltyp und der Nierenfunktion abhängt. Damit lässt sich das gehäufte Auftreten einer NSF bei schwer niereninsuffizienten Patienten nach Applikation linearer, nicht-ionischer Chelate (Omniscan, Magnevist) erklären. Zu den Gd-Chelat-Komplexen mit den längeren Dissoziationshalbwertszeiten zählen hingegen die makrozyklischen Verbindungen Gadoterat Meglumin (Dotarem) und Gadobutrol (Gadovist) und Gadotriol (ProHance). Die wichtigsten Faktoren zur Vermeidung einer Reduzierung des Erkrankungsrisikos sind (1) die Anwendung der niedrigst erforderlichen Kontrastmitteldosen und (2) nach Identifizierung von Risikopatienten mit schwerer Niereninsuffizienz die Anwendung von Gd-Chelate mit den längsten Dissoziationshalbwertszeiten. Es ist jedoch zu betonen, dass die NSF eine extrem seltene und vermeidbare Komplikation darstellt. Die Anwendung Gd-haltiger Kontrastmittel ist unter Einhaltung der Sicherheitshinweise und Kontraindikationen weiterhin als sehr sicher zu betrachten.

Lernziele:

Pathogenese der NSF

Abhängigkeit des NSF-Risikos vom Kontrastmitteltyp

Sicherheitshinweise zur Vermeidung einer NSF

Korrespondierender Autor: Schlemmer HP

Radiologische Klinuik, Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Hoppe-Seyler-Str. 3, 72076 Tübingen

E-Mail: heinz-peter.schlemmer@med.uni-tuebingen.de