Geburtshilfe Frauenheilkd 2009; 69 - A24
DOI: 10.1055/s-0029-1220285

Risiko von vaginalen Neoplasien bei anogenitalem Lichen planus in Frauen

B Eberz 1, S Regauer 1
  • 1Praxis für Gynäkologie und Geburtshilfe, Mürzzuschlag, Institut für Pathologie, Medizinische Universität Graz

Fragestellung: Lichen planus ist eine eine chronisch progressive lymphocyten-mediierte Hauterkrankung, die auch Schleimhäute und Nägel mitbetreffen kann, in der Gesamtbevölkerung weltweit mit einer Prävalenz von 0,14 bis 0,8% angegeben wird und bei anogenitaler Lokalisation häufig mit einer erheblichen Morbidität verbunden ist. Diese Dermatose mit noch weitgehend unverstandener Ätiologie wird auch bezüglich des Risikos der Entstehung eines Plattenepithelkarzinoms diskutiert. Bei oraler/ösophagealer Lokalisation beträgt dieses Risiko 0,5 bis 5%, es existieren jedoch keine exakten Zahlen betreffend anogenitalen LP. Einzelfallberichte beschreiben die Entwicklung von vulvären und/oder analen Plattenepithelkarzinomen.

Methode: In einer allgemeingynäkologischen Praxis, in der jährlich regelmäßig 3000 Frauen routinemäßig untersucht werden, wurde die Prävalenz des anogenitalen Lichen planus evaluiert und bei dem betroffenen Patientenkollektiv das Auftreten von vulvären, analen und vaginalen Neoplasien erhoben.

Ergebnisse: Im Dezember 2008 wurde bei 17/3000 Frauen (0,56%) ein (ano)genitaler LP bioptisch bestätigt, wobei die vulväre Haut bei allen Patientinnen betroffen war, bei 8 Frauen (47%) erstreckte sich die Ausdehnung bis perianal. Bei 6/17 Frauen (35,3%) waren Introitus vaginae und Vagina mitbetroffen, zusätzliche extragenitale Manifestationen (corporal oder oral) zeigten 6/17 Frauen (35,3%). 2 von 17 Patientinnen (11,76%) entwickelten vaginale Neoplasien, davon eine Patientin ein vaginales Plattenepithelkarzinom pT2, welches durch primäre Bestrahlung therapiert wurde, die zweite rezidivierende VAIN-III-Läsionen, die hysterektomierte Patientin wurde nach zweimaliger Lasertherapie einer partiellen Kolpektomie unterzogen. In unserem Patientenkollektiv fanden wir keine vulvären oder analen Karzinome.

Schlussfolgerung: Wir empfehlen bei Bestätigung eines anogenitalen LP in Frauen neben einer möglichst optimalen Therapie zur Verhinderung/-minderung der Morbidität auch eine regelmäßige exakte vaginale Inspektion im Rahmen von zumindest halbjährlichen Kontrollintervallen im Hinblick auf ein möglicherweise höheres Risiko der Entwicklung eines (vaginalen) Plattenepithelkarzinoms.