Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213 - A9
DOI: 10.1055/s-0029-1216309

Präeklampsie/HELPP-Syndrom-Pathophysiologie der Gerinnung

F Bergmann 1
  • 1MVZ Wagnerstibbe für Laboratoriumsmedizin, Gynäkologie, Humangenetik und Pathologie GmbH, Gerinnungsdiagnostik, Hannover, Deutschland

Bei ca. 5% aller Schwangeren entwickeln sich nach der 20. SSWo Zeichen der Präeklampsie. Hypertonie und Proteinurie sind nur 2 Symptome einer Multiorgankrankheit, die weltweit eine Hauptursache mütterlicher Morbidität und Mortalität darstellt.

Eine Vielzahl prädisponierender Faktoren ist bekannt. Hierzu zählt die erworbene Thrombophilie bedingt durch Antiphospholipid Antikörper/Lupusantikoagulanz. Diese lassen sich bei ca. 20% der betroffenen Frauen, die vor der 34. SSWo eine Präeklampsie entwickeln nachweisen. Ob auch die hereditären Risikofaktoren, z.B. FV-Leiden- und Prothrombinmutation, eine klinische Relevanz bei dieser Fragestellung haben, ist umstritten, da diese Gene nicht in allen Populationen gleich verteilt sind.

Es existiert eine Vielzahl von Theorien zum Pathomechansimus der Erkrankung. Im Vordergrund steht die endotheliale Dysfunktion mit Schädigung und Freisetzung von gerinnungsaktiven Substanzen aus dem Endothel sowie der Thrombozytenaktivierung mit der konsekutiven Ausbildung von Mikrothromben. Es kommt zur Imbalance zwischen Prostaglandinen zur Vasodilatation und Vasokonstriktion durch ein Thromboxan-Überangebot. An diesem Punkt setzt die Wirkung von Azetylsalicylsäure ein, durch die Hemmung der Thromboxansynthese in den Thrombozyten.

Im Verlauf der Schwangerschaft kann eine Vielzahl von Veränderungen, die physiologisch im Gerinnungssystem auftreten, gemessen werden. Aus einem isolierten Wert den Übergang zu einer pathologischen Gerinnungsaktivierung abzuleiten, ist bisher nicht sicher möglich. Wichtig wäre es hier Parameter zu haben, die Wochen vor dem Auftreten der klinischen Zeichen einer Präeklampsie bereits pathologisch verändert sind, so dass ein frühzeitiges Erkennen gefährdeter Frauen möglich ist, oder die zur Abschätzung eines Wiederholungsrisikos beitragen können. Seit wenigen Jahren wird über vasoaktive Cytokine berichtet, die auch die plazentare Gefäßentwicklung steuern. PLGF (placental growth factor) könnte ein entsprechender Marker sein. Dargestellt wird, welche (Gerinnungs-)analytik zu welchem Zeitpunkt sinnvoll durchgeführt werden kann.