Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - P389
DOI: 10.1055/s-0029-1216248

Modulation motorkortikaler Erregbarkeit nach repetitiver peripherer Magnetstimulation – Vergleich zweier unterschiedlicher Stimulationsverfahren

P Hering 1, P Krause 1, T Winkler 1, A Straube 1
  • 1München

Einführung: Repetitive periphere Magnetstimulation (rpMS) beeinflusst das zentrale Nervensystem mittels propriozeptiver Aktivierung (Struppler et al., 2003). Bis jetzt hat noch keine Studie die Abhängigkeit motorkortikaler Erregbarkeit von Stimulationsparametern der rpMS untersucht. Ziel dieser Arbeit war es, mittels transkranieller Magnetstimulation (TMS) den Effekt zweier unterschiedlicher rpMS-Protokolle auf die motorkortikale Exzitabilität zu ermitteln.

Methoden: 10 Probanden ohne neurologische Erkrankungen nahmen an der Studie teil. Der rechte N. ulnaris wurde repetitiv oberhalb der motorischen Schwelle (MT) am Sulcus ulnaris mittels einer Rundspule stimuliert. Alle Probanden nahmen an insgesamt 3 rPMS-Experimenten teil: A: 20Hz-Stimulation für 1,5s, 70 Zyklen (insgesamt 2100 Stimuli). B: 3Hz für 10s, 15 Zyklen (insgesamt 450 Stimuli). C: 3Hz ipsilateral für 10s, 15 Zyklen (Kontrollexperiment)

Die Dauer jedes der 3 Experimente betrug 10 Minuten. Das Intervall zwischen den einzelnen Experimenten lag bei mindestens 7 Tagen. Die Messung motorkortikaler Erregbarkeit erfolgte am kontralateralen Kortex vor, unmittelbar nach rPMS und nach weiteren 30 Minuten mit TMS-Standard-Paradigmen: Motorische Evozierte Potentiale (MEP) recruitment curve (RC), short-lasting intracortical inhibition (SICI), long-lasting intracortical inhibition (LICI) und intracortical facilitation (ICF). Alle EMG-Ableitungen erfolgten vom rechten M. abductor minimi.

Resultate: In Experiment A zeigte sich ein signifikanter Anstieg des MEP eine halbe Stunde nach rPMS-Intervention (MEPpre=0,38 mV, MEPpost1=0,58 mV, MEPpost2=0,84 mV; p=0,042). In Experiment B fand sich ein signifikanter MEP-Anstieg schon unmittelbar nach Stimulation (MEPpre=0,21 mV, MEPpost=0,33 mV; p=0,006), welcher auch 30 Minuten nach Intervention noch nachweisbar war (MEPpost2: 0,32 mV; p=0,05). Im Kontrollexperiment wurden keine MEP-Änderungen hervorgerufen. Die anderen Tests zeigten keine signifikanten Veränderungen.

Diskussion: Beide Testparadigmen bewirkten eine Fazilitation des MEP über mindestens 30 Minuten. Da dies in Experiment B bereits nach deutlich weniger Stimuli auftrat, erscheint die niederfrequente rpMS möglicherweise vorteilhafter hinsichtlich Modulation neuronaler Exzitabilität. Ob diese Änderung durch eine Änderung auf kortikaler oder spinaler Ebene bedingt ist kann bei fehlender Beeinflussung intrakortikaler Parameter nicht entschieden werden.

Unterstützt durch das BMBF (Innovative Rehabilitationshilfen).