Klinische Neurophysiologie 2009; 40 - P368
DOI: 10.1055/s-0029-1216227

Verhaltensinhibition und Entscheidungsprozesse bei Patienten mit chronischem Alkoholabusus

C Gruber 1, S Karch 1, J Genius 1, J Lutz 1, B Holtschmidt-Täschner 1, G Leicht 1, O Pogarell 1, C Mulert 1
  • 1München

Einleitung: Kognitive Störungen bei Patienten mit Alkoholabusus konnten bereits in einer Vielzahl von Studien u.a. mit funktioneller Bildgebung oder ereigniskorrelierten Potentialen nachgewiesen werden. Wir haben Exekutivfunktionen wie zum Beispiel Verhaltensinhibition und Handlungsplanung, an denen vor allem frontale Hirnareale beteiligt sind, in einer simultanen EEG und fMRT Studie mit einem Go/NoGo/Volitions-Paradigma untersucht.

Methode: Bisher wurden in die Studie zehn Patienten mit C2-Abusus und acht im Alter entsprechende Kontrollpersonen eingeschlossen. Gemessen wurde im MRT (Avanto, Siemens) eine funktionelle T2 Sequenz (12 Schichten à 0,8mm mit jeweils 0,4mm Abstand) und gleichzeitig ein 64-Kanal-EEG mit MRT-kompatiblen Verstärkern abgeleitet.

Den Probanden wurde eine auditorische Aufgabe gestellt bei der sie auf die Go-Bedingung mit Tastendruck reagieren sollten. Bei der NoGo-Bedingung sollten sie ihre Reaktion unterdrücken. Wurden zwei gleiche Töne hintereinander präsentiert, bedeutete dies für die Probanden, dass sie frei entscheiden konnten ob sie die entsprechende Taste drücken oder nicht (Volition).

Psychopathologische Parameter wurden durch Fragebögen erfasst (STAI, STAXI, SCL-90-R, BDI, AQ, NEO-FFI, BIS-11, Wortschatztest).

Ergebnisse/Diskussion: In allen Bedingungen zeigte sich bei Patienten und Kontrollpersonen im EEG ein akustisch evoziertes N1 Potential sowie in der Go- und NoGo-Bedingung eine P300 Komponente. In beiden Probandengruppen zeigte sich eine verstärkte P300 bei der NoGo-Bedingung, im Vergleich mit der Go-Bedingung, in den zentralen Elektroden. Bei der Volitionsaufgabe zeigte sich bei den Kontrollpersonen fronto-zentral ein deutliches N2-Potential. Bei den Patienten erwarten wir eine verringerte P300-Amplitude sowohl in der Go als auch der NoGo-Bedingung und einen geringer ausgeprägten Unterschied zwischen beiden Aufgabentypen, sowie ein reduziertes N2-Potential. Als neurophysiologisches Korrelat der Inhibitionsreaktion im MRT fanden sich Aktivierungen in der prä-SMA (BA 6) und im Gyrus frontalis superior sowie lateral-frontal (vor allem in der rechten Hemisphäre) und temporo-parietal. In der Entscheidungsbedingung traten Aktivierungen medial-frontal (BA 6/8) und in der ACC Region (BA 32) auf. Bei den Patienten erwarten wir verminderte Aktivierungen im medialen und lateralen Bereich des Gyrus frontalis superior sowie Gyrus frontalis medius als Ausdruck einer Beeinträchtigung frontaler Hirnfunktionen.